4. Fastenpredigt

Ein bockiger Prophet, der nicht mit Gottes Barmherzigkeit zurechtkommt, sich schmollend auf einen Berg zurückzieht und darauf hofft, dass Gott das Gericht wie angekündigt durchzieht. Und dann wird das Ganze noch pfiffig abgeschlossen – mit einem offenen Ende. Dieser unerwartete Schluss nimmt der biblischen Geschichte von Jona jeden märchenhaften Charakter. Franziskanerpater Maximilian lud am Sonntagnachmittag zur letzten Fastenpredigt zum Thema „Die letzte Frage bleibt unbeantwortet – Die Antwort wird von dir erwartet“ ein. Wieder waren zahlreiche Gläubige in die Wallfahrtsbasilika gekommen, um die Predigt mitzuerleben. Nachdem Gott seine Drohung nicht wahrgemacht und die Reue der Einwohner von Ninive berücksichtigt hat, denkt man: Ende gut, alles gut. Jetzt wird aber der Prophet Jona zornig, er fühlt sich verraten und klagt Gott an für dessen Mitleid. „Wir erfahren nun den wahren Beweggrund von Jonas Flucht – Angst“, sagte Pater Maximilian. „Aber nicht die Angst vor den Niniviten, sondern die Angst, Gott könne am Ende, wenn’s drauf ankommt, ein gnädiger und barmherziger Gott sein.“ Gott passe nicht in das Bild, das sich der Prophet von ihm gemacht hatte. „Aber mal Hand aufs Herz, gibt es nicht vielleicht Fälle, in denen es uns genauso geht wie Jona? Wo wir auch protestieren, uns schmollend zurückziehen und Gott am liebsten ins Gesicht sagen würden, dass wir auf ihn sauer sind? Wo wir seine Gnade und Vergebung nicht verstehen und auch nicht einsehen?“, fragte der Prediger. Jeder Mensch kenne Situationen, in denen er verwundbar ist und wo es ihm schwer falle zu vergeben. Dann sei man mit Gottes Barmherzigkeit überfordert und wünsche sich insgeheim, dass Gott die Schuldigen bestraft. Gott nehme seinen eigensinnigen Propheten gleichsam in die Schule der Barmherzigkeit, erklärte Pater Maximilian. So baut Jona sich eine Hütte, um sich vor der Sonne zu schützen und außerdem spende ein Rizinus-Strauch zusätzlichen Schatten. Doch dann wird dieser Strauch von einem Wurm heimgesucht und ein heißer Ostwind bringt unerträgliche Hitze. Jona packt der Zorn über diesen verdorrten Busch und die Hitze und Gott, der das nicht verhindert hat und überhaupt will er lieber tot sein. Gott ergreift die Gelegenheit, den zornigen Propheten auf sich und sein großes Herz aufmerksam zu machen. Er lässt sich auf Jona ein, macht ihm am Beispiel einer Pflanze und eines Wurms deutlich, warum er Ninive vergeben hat und was sein Innerstes bewegt. „Du weinst um Pflanzen, Jona, aber ich habe Mitleid mit ganz vielen Menschen“, erklärt Gott Jona seine Gefühle. „Diesen Weg geht übrigens auch Jesus und macht das anschaulich beim barmherzigen Vater und seinen verlorenen Sohn, in einer Geschichte im Neuen Testament“, so der Geistliche. Die Zielgruppe dieser Geschichte sind nicht die armen Zöllner und Sünder, die reumütig zu Gott zurückkehren, sondern die Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich für perfekt halten. Für Gott gebe es kein Zuviel an Barmherzigkeit, seine Gnade höre nie auf. Seine Barmherzigkeit habe kein Ende. „Das Beispiel Ninive zeigt uns, dass es bei Gott immer Hoffnung für Verlorene gibt“, so Pater Maximilian. Die Jona-Geschichte veranschauliche die unaufhörliche Zuwendung Gottes zu den Menschen. Dieses Botschaft ziehe sich wie ein roter Faden durch die Jona-Geschichte. Mit einer Frage versucht Gott Jona das Herz zu öffnen: „Du hast Mitleid mit dieser Rizinusstaude, um die du dich nicht bemüht und die du nicht aufgezogen hast. Und ich sollte kein Mitleid haben mit Ninive, in der mehr als 120 000 Menschen leben?“ Das Buch Jona ende mit der Frage, ob Jona bereit ist, sich auf diesen Prozess einzulassen? Doch das wisse niemand, denn Jona gibt keine Antwort. Diese offene Frage sei an alle Menschen gerichtet. „An uns liegt es, diese Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen weiter zu schreiben“, so Pater Maximilian. Am Sonntag, 21. März findet um 14 Uhr das fränkische Passionssingen mit Musik, Gesang und Texten vom Abendmahl bis zur Kreuzigung in der Basilika statt. Der Eintritt ist frei.

Text und Bilder: Gerd Klemenz