
Die dritte Fastenpredigt in Vierzehnheiligen 2018
Das Thema der dritten Fastenpredigt in der Basilika Vierzehnheiligen hieß am vergangenen Sonntag „Gottes Heil sprengt Grenzen“. Gedanken zur Botschaft des Matthäusevangeliums machte sich Professor Dr. Sabine Bieberstein aus Bamberg. Die römisch-katholische Theologin lehrt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. In diesem Jahr stehen die vier kanonischen Evangelien des Neuen Testaments der christlichen Bibel im Mittelpunkt.
Matthäus bringe mit Abstand die meisten Zitate aus dem Alten Testament, weil er gerade dadurch aufzeigen könne, dass der Herr Jesus wirklich der im Alten Testament angekündigte Messias war, sagte Dr. Bieberstein. Matthäus wende sich in seinem Evangelium an Juden und besonders an die religiöse Welt. Man müsse allerdings bedenken, dass der Jesus in diesem Evangelium nicht als Messias auf das Land Israel und die Juden beschränkt bleibe. Sein Königreich – zwar von Jerusalem aus regiert – sei ein ewiges Reich und sein Königreich umfasse letztlich die ganze Erde und auch alle Nationen, die ihm dienen werden.
Der erste Gedanke der Predigerin galt dem Schluss des Buches, das wurde auch in der Lesung deutlich. „Wir haben damit schon über die Fastenzeit und die Passionstage hinausgegriffen auf die Osterzeit“, sagte sie. Es ginge um die allerletzte Szene des Matthäusevangeliums: Die Kreuzigung die Bestattung in einem gesicherten und bewachten Grab. Es geschah das unfassbare: zwei Frauen fanden das Grab leer und erhielten von einem Gottesboten die Erklärung, dass Jesus auferstanden sei und ihnen nach Galiläa vorausgehe. Auf dem Weg dahin erscheint ihnen der Auferstandene selbst, der ihnen aufträgt, die Jüngergruppe nach Galiläa zu schicken. „Nach Matthäus sind es zwei Frauen, die nicht nur als erste Jesus begegnen, sondern auch als erste den Verkündigungsauftrag erhalten“, so Dr. Bieberstein.
Das Matthäusevangelium sei das Buch der Anfänge einer neuen Weltordnung. So, wie in dem ersten Buch der Bibel sozusagen die ganze Bibel in ihren Wurzeln enthalten sei, so beschreibe es Matthäus. Schon im ersten Kapitel werde klar, dass Jesus königlicher Abstammung ist. Es gehe um Geschlechterfolgen über David zurück bis auf Abraham, den Urvater des Volkes.
Zum Schluss des Evangeliums erhalten die Jünger den Sendungsauftrag. Sie werfen sich zwar vor Jesus nieder aber da stehe noch ein kleiner aber unglaublicher Satz: sie zweifelten. Damit rücke Matthäus ein Thema in den Mittelpunkt, das für das ganze Evangelium wichtig sei, die Frage von Glauben, Kleinglauben und Zweifel. Gegen Kleinglauben sei niemand gefeit, so Dr. Bieberstein. Besonders drastisch mache Matthäus das Anhand einer Erzählung über Petrus deutlich, als er auf dem See bei stürmischen Wetter Jesus auf dem Wasser entgegengeht. Erst als Petrus der Zusicherung nicht vertraut, dass ihm nichts passiert, droht er zu ertrinken. Wer wirklich vertraut, der vermag alles, so die Botschaft.
Dieses Vertrauen sei schwer, so die Predigerin. Im Leben nicht zu verzweifeln, sich nicht von Ängsten überwältigen zu lassen, sondern dass es sinnvoll ist, im Sinne Jesus zu leben, sich zu engagieren auch wenn vieles dagegenspreche. „Das braucht jeden Tag ein neues Ja und eine neue Entscheidung zu Glauben und Vertrauen“, unterstrich sie.
Ein wichtiges Signal setze Matthäus mit seiner guten Idee, dass die Erlösung für alle Menschen da sei. „Das Heil, das Gott in Jesus geschenkt hat, ist für alle Menschen und Völker da. Gottes Heil kennt keine Grenzen. Gottes Heil überwindet und sprengt alle menschengemachten Grenzen“, fasste Dr. Bieberstein das Thema ihrer Fastenpredigt zusammen. Jesus selbst gebe das Signal, die Grenzen zu überschreiten und zu überwinden, die Mauern zwischen uns und den anderen, zwischen uns und den Ausländern, den Fremden niederzureißen. „Menschen jeglicher Herkunft sind eingeladen, dazuzugehören und Teil der Gemeinschaft zu werden. Das sei heute, angesichts vielerorts anzutreffender Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit, eine höchst bemerkenswerte Botschaft.
Der letzte Gedanke galt der Barmherzigkeit. Es gehe um ein konkretes Tun, Gewaltspiralen zu durchbrechen, Gewalt zu entlarven, Frieden zu stiften und für Gerechtigkeit zu arbeiten. „Wer barmherzig ist, ist sensibel für Ungerechtigkeit und lässt sich ansprechen vom Gegenüber, von der Not, von den Schicksalen, die uns begegnen“, sagte Dr. Bieberstein. Das matthäische Christentum sei ein Christentum des Tuns, stellte sie fest und machte deutlich: „Im konkretem Tun, im Einsatz für diejenigen, die meine Zuwendung nötig haben, erweist sich die Zugehörigkeit zu Jesus“.
Text und Bild: Andreas Welz