Durchkreuzte Lebenspläne

Ein ökumenischer Segnungs- und Salbungsgottesdienst in der Basilika Vierzehnheiligen stand am Freitag vor Pfingsten unter dem Motto „Durchkreuzte Lebenspläne“. Lebensläufe von Menschen erlebten Brüche: Träume zerbrechen, Hoffnungen platzen wie Seifenblasen, Erwartungen werden enttäuscht, Lebenspläne werden durchkreuzt, so Pater Heribert Arens. Solche Erfahrungen greife der ökumenische Segnungs- und Salbungsgottesdienst auf, zu dem die Franziskaner und Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde Bad Staffelstein eingeladen hatten. Angesprochen waren Menschen, die an Lebensbrüchen leiden und sich nach Heilung sehnen – für sich selbst oder für Menschen in ihrer Nähe. In der Zusage göttlichen Segens und in einer Salbung sollte die heilende Kraft des Gottesgeistes hautnah erfahren werden.

Zum ersten Mal wurde anstelle des Rosenöls Quellwasser des Königsbrunnens in Uetzing verwendet. Die heilende Kraft des Wassers stand ganz im Mittelpunkt der Andacht. Nicht nur die Salbung erfolgte mit dem kostbaren Nass, sondern auch das Bibelwort aus der Offenbarung (21,6b) hatte das Wasser zum Inhalt: „Gott spricht: Ich will dem durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers, umsonst“. Basilikaorganist Georg Hagel ließ bei seiner Orgelimprovisation Wassertropfen über die Empore perlen. Seine Tondichtung erinnert an Smetanas Moldau, es beschrieb mit Klängen und Tönen einen Fluss von der Quelle über die Stromschnellen bis hin in die weite Ebene.

Pfarrerin Sabine Schmidt-Hagen wählte aus dem Johannesevangelium die Geschichte der Samariterin am Jakobsbrunnen. Jesus bittet sie um einen Schluck Wasser. Eine ungewöhnliche Bitte für einen Juden in Samarien, denn die jahrhundertealte Feindschaft saß tief. Die Frau hatte ein missglücktes Leben hinter sich, war fünfmal geschieden und wurde im Dorf wie eine Aussätzige behandelt. Jesus machte ihr Mut: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt“.

Pfarrerin Sabine Schmidt-Hagen und Schwester Alexia (rechts hinten) salben die Gläubigen mit Wasser aus dem Königsbrunnen

Mit dem bolivianischen Märchen „Land der Brunnen“ in dem das Land ausgetrocknet war, weil die Brunnen zugeschüttet waren, machte die Pfarrerin deutlich, dass auch in unserem Leben viele Brunnen kein Wasser mehr geben. So wie im Märchen sollten wir die Quellen reinigen. Das bedeute, Einstellungen und Gepflogenheiten zu verändern, ja das ganze Leben zu verändern, damit man wieder aus der Quelle des Lebens Kraft schöpfen könne. „Wir brauchen nicht durstig bleiben, Gott hat das Wasser des Lebens für uns bereit“, so die Pfarrerin. Wenn wir Gott als Lebens- und Energiequelle finden, dann könnten wir selber verströmen, was wir an Gutem neu erfahren. So gewinne unser Leben die Tiefe eines Brunnens, dem es nie an Wasser fehlen werde, schloss sie ihre Predigt.

Die Pfarrerin, Pater Heribert und Franziskusschwester Alexia Hoderlein salbten die Gläubigen am Gnadenaltar. Im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich die Besucher im Info-Center des Franziskanerklosters bei Wasser und Brot. Auch das Wasser stammte aus dem Königsbrunnen bei Uetzing, dem eine heilende Wirkung nachgesagt wird.

Bilder und Text: Andreas Welz