Durchkreuzte Lebenspläne

Die Zelebranten des Gottesdienstes (von links). Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen, Pater Bernhard, Pater Heribert, Schwester Alexia

Lebensläufe von Menschen erleben Brüche: Träume zerbrechen, Hoffnungen platzen wie Seifenblasen, Erwartungen werden enttäuscht, Lebenspläne werden durchkreuzt. Solche Erfahrungen griff der ökumenische Segnungs- und Salbungsgottesdienst auf, zu dem die Franziskaner und die Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde Bad Staffelstein-Herreth am Freitag vor Pfingsten eingeladen hatten. Angesprochen waren Menschen, die an Lebensbrüchen leiden und sich nach Heilung sehnen – für sich selbst oder für Menschen in ihrer Nähe. In der Zusage göttlichen Segens und in einer Salbung mit Rosenöl sollte die heilende Kraft des Gottesgeistes hautnah erfahren werden.

Der Guardian des Klosters, Pater Heribert Arens, Pater Bernhard Braun, Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen und Schwester Alexia Hoderlein sprachen im Wechsel lyrische Texte zum Nachdenken. Trost spendete auch die Orgel. Basilikaorganist Georg Hagel verband die Texte mit besinnlichen Orgelmeditationen.

Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen beleuchtete in ihrer Ansprache Situationen in den Menschen hart getroffen am Boden liegen, sei es durch Tod des Partners oder durch Verlust der Arbeitsstelle. Ähnlich sei es dem Volke Israel ergangen als es im Exil an den Wassern von Babylon verzweifelte. „Hebet eure Augen in die Höhe und seht“, zitierte die Pfarrerin Worte aus dem Trostbuch des Jesaja. Sie seien gerichtet an verzweifelte Menschen, denen der Prophet neue Perspektiven eröffnen wolle. Die Menschen im Elend mit Grund zum Jammern und Weinen sollten Vertrauen auf die Macht Gottes haben. „Die aber, die dem Herrn vertrauen schöpfen neue Kraft, sie kommen Flügel wie ein Adler“, wiederholte sie die Worte des Propheten.

Das mag nicht an einem Tag geschehen. Das brauche seine Zeit. „Eines Tages kehren Die Kräfte zurück, langsam unmerklich zunächst, aber doch zu spüren“, versprach sie den Trauernden. Die Angst weiche zurück, Wut und Enttäuschung verlören ihre Kraft. Nach den ersten Schritten merke man: der Boden trägt. Man spüre die Sonne, den Wind und das Herz schlagen. „Ich sehe die Menschen neben mir und weiß: Ich lebe und breite die Arme aus und lasse mich tragen“, schloss die Pfarrerin ihre Predigt. Pater Heribert tröstete die Gläubigen mit den Worten: „Auch wenn Lebenspläne durchkreuzt sind, kann wieder neues Leben entstehen“.

Schwester Alexia zitierte die Parabel von dem gefangenen Adler, der zu den Hühnern im Hühnerhof gesperrt wurde. Alle Versuche, ihn wieder zu Fliegen zu bewegen, schlugen fehl. Bis ein Naturforscher ihn auf einen hohen Berg brachte. Der Adler schaute in die Sonne, erhob sich mit einem Schrei, flog höher und höher und kehrte nie wieder zurück.

Text und Bilder: Andreas Welz

Höhepunkt der besinnlichen Andacht war die Salbung mit Pfarrerin Sabine Schmid-Hagen