19. März 2023: Fastenpredigt „Sei maßvoll! – Erkenne deine Grenzen …“
Der Weisheitslehrer Ben Sira spricht wohl aus Erfahrung, wenn er beim Essen und Trinken an die Kardinaltugend des Maßhaltens erinnert und zur Selbstbeherrschung auffordert. Er formuliert Benimmregeln bei Tisch, bei Einladungen und wie man sich als Gast zu benehmen hast. Franziskanerpater Maximilian lud am Sonntagnachmittag zur letzten Fastenpredigt zum Thema „Sei maßvoll – Erkenne deine Grenzen …“ ein.
Wieder waren zahlreiche Gläubige in die Basilika gekommen, um die Predigt mitzuerleben. „Es war noch nie so schwer wie jetzt. Denn zu keiner Zeit waren die Fülle an Angeboten und Möglichkeiten so groß wie heute. Noch nie wurde der innere Hang zur Maßlosigkeit von außen so massiv gereizt. Ich bin daher überzeugt, dass die Tugend des Maßhaltens heute wichtiger ist als je zuvor“, findet Pater Maximilian. Doch was bedeutet eigentlich „Maß halten“? Das griechische Wort, das hinter der vierten Kardinaltugend steckt, heißt sophrosyne. Man kann es mit Besonnenheit übersetzen, mit Selbstbeherrschung, Mäßigung und Maß halten.
In der Kirche hat man jahrhundertelang dabei vor allem an die Einschränkung der sexuellen Lust gedacht. So hat man von Keuschheit gesprochen und die Tugend hat einen negativen Beigeschmack bekommen. „Es geht bei der vierten Kardinaltugend zunächst darum, eine Wirklichkeit wahrzunehmen. Ich bin ein begrenztes Wesen mit begrenzter Kraft, begrenzter Zeit, begrenzten Möglichkeiten“, erklärt Pater Maximilian.
Im Kern bedeute Maß zu halten: nicht mehr wollen als gut für mich ist. Ich soll eine Grenzlinie ziehen – bis hierhin und nicht weiter. „Die eigenen Grenzen wahrnehmen und bejahen ist ein Akt der Besonnenheit. Dabei geht es aber auch um das Einhalten der Grenzen. Das erfordert Willenskraft, denn es heißt freiwillig auf etwas zu verzichten, was eigentlich schön, lecker, reizvoll und begehrenswert ist. Es ist nicht immer einfach, das schaffe ich nur, wenn ich mich selbst unter Kontrolle habe“, so der Franziskanerpater.
Wer Maß halten kann, wird nicht nur zufrieden, sondern auch frei. Wer sich nicht von einer Gier beherrschen lässt, wird unabhängig und frei von Verlockungen. Die Übung im Verzicht will das Leben nicht einengen und nicht den Spaß an schönen Sachen verderben, sondern sie will in eine neue Freiheit führen. Wenn wir Menschen nicht lernen, Maß zu halten, dann werden bald die Ressourcen verbraucht sein, und die nachfolgenden Generationen werden mit leeren Händen dastehen. Maßhalten ist auch die Voraussetzung zu sozialer Gerechtigkeit. Wenn die Gier alles bestimmt, werden die Reichen immer reicher, und die Schwachen immer ärmer. „Maßhalten ist für uns Christen kein Selbstzweck. Und so ist auch diese Tugend eine Kraftquelle für ein gelingendes Leben“, erklärt der Pater.
Mit einer beeindruckenden Geschichte über das Haushalten der eigenen Kräfte vom Schriftstellers Leo Tolstoi schloss Pater Maximilian.
Text und Bilder: Gerd Klemenz
Pater Maximilian hielt am Sonntagnachmittag die letzte Fastenpredigt zum Thema „„Sei maßvoll! – Erkenne deine Grenzen …
Bei den Oberzeller Franziskanerschwestern in Würzburg entdeckte Pater Maximilian Figuren zu den vier Kardinaltugenden. Die Tugend mit dem Krug steht für das Maßhalten.