Fränkische Passion in Vierzehnheiligen

Das letzte Abendmahl und der Gang nach Golgatha im heimischen Dialekt – das muss kein Widerspruch sein. Dass durch die vertraute Mundart die Botschaft Christi besonders tief in die Herzen der Zuhörer einzieht, bewies die „Fränkische Passion“ am fünften Fastensonntag in der Wallfahrtsbasilika. Pater Maximilian freute sich über zahlreiche Besucher, die den Weg in die Basilika gefunden hatten, um diese besondere fränkische Andacht in der Fastenzeit mitzufeiern. In acht Teilen erzählte Maria Kutzelmann die Lebens- und Leidensgeschichte Jesu Christi, vom Abendmahl über den Gang zum Ölberg bis zum Tod am Kreuz, den er für die Menschen erlitten hat. Das besondere daran war, dass Kutzelmann alle Stationen in fränkischer Mundart verfasst hat. Als Jesus mit seinen zwölf Jüngern zum Abendmahl zusammen kam, sprach er „Wos ich euch etz sooch is gwies wohr: Aner vo euch 12 werd sei, der wo mich ausliefert! Aner vo euch, der mit mit om selbm Tisch isst!“ Was dann passiert, weiß jeder Christ – oder wie Maria Kutzelmann vortrug: „Ich kenn denn Menschn net, vo dem wo ihr redt!“ Und Jesus antwortete: „Noch bevor der Göckä es zweitamoll kräht, werst du mich drei mol verleugna.“ „Wölltä dass ich euch den König der Judn freigeb?“, fragt Pilatus, der zum Fest seines Volkes immer einen Gefangenen freigab. „Er hat nämlich gewisst, dass der unschuldig war. Obä des Volk wor aufgetzt und hot die Freigob vom Barabas – des wor a Verbrecher – g´fordert.“ Auf Golgatha, erzählte Kutzelmann schließlich „In der dritten Stund‘ hom sie Jesus dann aufn Kreuzbalkn genagelt. Zwischen zwaa Verbrecher, die wo auf Kreuze ohgebunden worn, hom sie des Kreuz donn aufgstellt und hom Jesus sei Schicksol überlassen.“ Zur andächtigen Stimmung und gelungenen musikalischen Umrahmung trugen die „Kemmärä Kuckuck“ aus Kemmern unter der Leitung von Hans-Dieter Ruß mit Musik und Gesang bei. Der Ausdruck fränkischer Identität in der Volksmusik ist das Bewahren des Dialekts, der Erhalt und die Weitergabe des überlieferten Liedguts, aber auch das stolze Tragen der regionalen Tracht. Kein Wunder, dass die Reaktionen der Besucher auf die „fränkische Passion“ nach dem abschließenden Segen Pater Maximilian durchweg positiv ausfielen. Für alle, die in der Basilika den Gesängen, Melodien und der im heimischen Dialekt vermittelten Leidensgeschichte Jesu lauschten, ging ein Nachmittag zu Ende, der im Herzen nachklingt. Viele waren sich beim Verlassen der Basilika sicher: „Zum Mariensingen im Mai semme widder in der Basilika dabei.“ Dann singen und spielen die „Kemmärä Kuckuck“ wieder in der Wallfahrtsbasilika. Im Mai finden auch wieder Andachten im „fränkischen Bethlehem“ statt.

Text und Bilder: Gerd Klemenz