Friedenswallfahrt der Soldaten nach Vierzehnheiligen

Das Bekenntnis zum Frieden stand am Sonntag bei der Soldaten- und Friedenswallfahrt in Vierzehnheiligen im Mittelpunkt. Für rund 1500 Mitglieder aus 77 Kameradschaften war es wieder ein besonderes Erlebnis. Seit über 60 Jahren wallfahren Männer und Frauen der Soldatenkameradschaften und Reservistenvereinen aus Oberfranken zum „Heiligen Berg“.
Als das bunte Fahnenmeer am Morgen Einzug in die Basilika begrüßte Organist Georg Hagel, Hauptmann der Reserve, die Wallfahrer mit mächtigem Orgelklang. Die Ehrenkompanie nahm Aufstellungen zwischen dem Hauptaltar und dem Gnadenaltar.

Die traditionelle Soldaten- und Friedenswallfahrt führte vom Seubelsdorfer Kreuz zur Basilika Vierzehnheiligen

Franziskanerpater Heribert Arens hielt eine bewegende Ansprache. In der Basilika hielt Franziskanerpater Heribert Arens eine bewegende Ansprache. Seine Predig fußte auf der Bibelgeschichte vom ungläubigen Thomas aus dem Johannesevangelium. Thomas legte die Finger in die Wunden, die Jesus am Kreuz an Händen und Füßen erlitten hatte. Pater Heribert bezog sich nicht auf den Zweifler Thomas, der gläubiger Christ bleibt aber Fragen stellt, sondern beleuchtete eingehend Wunden, die Menschen körperlich und seelisch zugefügt werden. Damit sprach er auch die ehemaligen Soldaten an, die sich zur Friedenswallfahrt nach Vierzehnheiligen aufgemacht hatten.

„Wunden stehen für das, was ein Mensch durchleidet, sie sind eine lebendige Erinnerung gegen das Vergessen“, so der Rektor der Basilika. Den Finger in die Wunde legen bedeute auch auf ein Übel hinzuweisen; an einer empfindlichen Stelle rühren. Vielleicht habe Thomas gespürt, um welche Wunden es wirklich gehe. Sie seien Teil des Lebens, wer lebt und liebt werde verwundet. Aber es seien viele unnötige Wunden, die der Krieg an Soldaten und der Zivilbevölkerung reiße. Die Wallfahrt diene der Klage über die vielen Wunden auf der Welt aber auch dem Dank, dass man verschont wurde und der Bitte um Frieden.

Es gebe aber nicht nur sichtbare Wunden. Es sind auch die Wunden der Seele, in die Thomas seine Finger legt. Diese bleiben bis zum Tod, auch wenn äußere Wunden geheilt sind. „Wenn wir Frieden wollen: nicht nur äußere Wunden heilen, sondern die seelischen Wunden im Blick behalten“, so der Geistliche. Die Wallfahrt sei ein Stachel in der Gesellschaft, der an die Wunden der Seele rührt. Die Wallfahrt diene der Erinnerung und trage zum Erhalt des Friedens bei.

Als drittes Thema griff Pater Heribert einen der fünf Vorsätze des Mahatma Gandhi auf: „Ich will bei der Wahrheit bleiben“. Zuviel Unheil habe mit der Unwahrheit begonnen. Er erinnerte an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, den Irakkrieg und an die Mächtigen der Welt, die wie Gott sein wollten. Die Wahrheit sei ein Weg zum Erhalt des Friedens und die Wahrheit ist, dass nicht der Mensch Gott ist. Der Weg dorthin sei nicht, selbst Herrgott sein zu wollen, sondern die Anerkennung Gottes. Pater Herbert schloss seine Predigt mit der Feststellung: „Wo Gott im Mittelpunkt steht wird die Welt menschlich“.

Auch die Eucharistiefeier war Teil des militärischen Zeremoniells. Während der Wandlung, in der Wein und Brot gereicht wird, krachten im Wald hinter dem Ehrenmal zwei Böllerschüsse. Nach dem Gottesdienst zogen die Fahnenabordnungen, die Ehrenkompanie und alle Wallfahrer zum Ehrenmal, um den Toten zu Gedenken. Oberst der Reserve Dr. Klaus-Dieter Nietsche aus Goldkronach würdigte Engagement der Bayerischen Kameraden- und Soldatenvereinigungen. Sie förderten Völkerverständigung und Frieden.

Kritisch äußerte sich Nietsche über den Wertewandel der Gesellschaft: „Der einst fleißige, gewissenhafte Deutsche scheint mehr und mehr der Vergangenheit anzugehören“. Das Verhältnis von Ernst und Spaß, von Arbeit und Freizeit habe sich drastisch gewandelt. Die Bedeutung von Leistung, Fleiß und Disziplin, Tugenden der Soldaten, seien nicht nur eine Frage der Einstellung und auch keine Glaubensfrage. „Wir als Eltern, und Soldaten im Ehrenamt, als Reservisten müssen dies im Interesse der heranwachsenden Generation vermitteln“, beschwor er die Wallfahrer.

Zum ersten Mal organisierte die Bayerische Kameraden- und Soldatenvereinigung Kreisverband Bad Staffelstein mit ihrem Vorsitzenden Roland Leicht die Wallfahrt, unterstützt vom Kreisverband Lichtenfels des Bayerischen Soldatenbundes mit ihrem Vorsitzenden Udo Rudel. 30 Jahre hatte der SKV Oberleiterbach die Großveranstaltung durchgeführt. Der ehemalige Vorsitzende Nikolaus Kunzelmann sagte unserer Zeitung: „Es fehlen uns die ehrenamtlichen Helfer“. Um diesen Notstand abzuhelfen, der fast alle Vereine betrifft, will Roland Leicht eine Arbeitsgemeinschaft gründen, die auch aus anderen Vereinen bestehen soll.

Kranzniederlegung am Ehrenmal mit Roland Leicht und Oberst Klaus-Dieter Nietsche (rechts)

Text und Biler: Andreas Welz