
Kräutersegnung zum Hochfest „Mariä Aufnahme in den Himmel“
Die Basilika Vierzehnheiligen legte gestern ihr schönstes Festtagskleid zur Mariä Himmelfahrt an. Vor dem Hochaltar und im Kirchenschiff waren alle Kerzen angezündet, weiße Gladiolen kontrastierten zum satten Grün des Oleanders und gelbweiße Fahnenbänder reichten bis zur Kuppel über dem Hauptaltar. Seit dem frühen Morgen pilgerten die Gläubigen zum „heiligen Berg“ und zollten der Gottesmutter Tribut.
Das Hochamt mit Kräutersegnung zum Hochfest „Mariä Aufnahme in den Himmel“ gestalteten Pater Hans-Günther Beißler aus Betzdorf-Bruche an der Sieg, Kaplan Johannes Saffer von der Pfarrgemeinde St. Elisabeth in Creidlitz und der Guardian des Franziskanerklosters Vierzehnheilgen Pater Heribert Arens. An der Riegelorgel zog Markus Ritzel alle Register, sein virtuoses Spiel bildete den feierlichen Rahmen des Gottesdienstes.
Mariä Himmelfahrt ist das Hochfest der Aufnahme Marias, der Mutter Jesu, in den Himmel. Nach Marias Tod fanden die Apostel in ihrem Grab den Leichnam nicht mehr vor, stattdessen aber duftende Blumen und Kräuter. Vor diesem Hintergrund werden zu Mariä Himmelfahrt Kräuter zu Sträußen gebunden und in den Gottesdiensten geweiht. In Vierzehnheiligen verliehen die Grundfelder Bachstelzen, die Jugendgruppe der Gartenfreunde, dieser Tradition Ausdruck aber auch zahlreiche Gläubige hatten Sträuße mit Kräutern und Blumen mitgebracht, die Pater Heribert nach dem Hochamt weihte.
Pater Heribert begrüßte die Gläubigen mit den Worten „Willkommen im Land der Macher“. Es sei gut wenn Leute etwas machen – es gebe aber zu viele die nichts machen. Es beschlich ihn ein Unbehagen: „Die Macher überschätzen sich oft und sind mit ihrem Latein schnell am Ende, ich mag diese Macher nicht sonderlich“. Der zweite Gedanke galt den Mitmachern. Gott sagt: „Ich habe noch ein paar mehr Ideen als ihr -macht mit“. Wir müssten füreinander da sein, Liebe statt Hass predigen, Versöhnung statt Krieg. Zur jüngsten globalen Bedrohung empfahl er den Mächtigen: „Gespräch statt Kriegsdrohung – Lieber Leben als Tod“.
Unter dem Eindruck des hohen Festes hatte der Pater einen dritten Gedanken: „Willkommen im Land der Beschenkten“. Himmel, Vollendung und Gottes Nähe könne man nicht machen. Daher sei vieles im Leben ein Geschenk. Die Liebe eines Menschen, das Lachen eines Lindes, die Gesundheit, das Wetter. „Du kannst es nicht machen es ist ein Geschenk“, so der Geistliche. Erst recht der Himmel werde uns geschenkt. Und der Glaube sei ein Geschenk, wie die Liebe. So wiederholte Pater Heribert zum Schluss seiner Predigt: „Willkommen im Land der Beschenkten“.
Bildtext:
Die „Grundfelder Bachstelzen“ führten, in Weihrauchwolken gehüllt, zu Beginn des Gottesdienstes die Kräuterprozession an.