
Nachtführung in Vierzehnheiligen – der Hochaltar
Bei den Nachtführungen in der vergangene Woche durften die zahlreichen Besucher erleben, wie spannend die Basilika im „fränkischen Bethlehem“ ist. Was sich auf dem „heiligen Berg“ in ihr befindet, ist viel mehr als nur Schmuck. Es ist eine Theologie, die sowohl die Geschichte beinhaltet als auch in Verbindung mit dem Ort Vierzehnheiligen steht. Die Franziskanerpater hatten sich entschieden, eine Nachtführung in der Basilika anzubieten, weil man mit Dunkelheit und Licht auf das eine hinweisen kann, ohne dass etwas anderes einen ablenken würde. In knapp 50 Minuten wurde das Interessante und Spannende des Gotteshauses durch Pater Stanislaus sehr informativ veranschaulicht.
Mit einem Satz gesagt: Der ganze Raum des Hochaltars beinhaltet die Geschichte der Menschwerdung Gottes. „Die Basilika wurde gebaut, um dem Wunsch der Nothelfer entgegenzukommen. Jedoch eines dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass im Zentrum der Verehrung nicht die Nothelfer stehen, sondern das kleine Kind Jesus“, so Pater Stanislaus. Beim Blick auf den Hochaltar fallen vier große Figuren auf, die offensichtlich wichtige Persönlichkeiten darstellen. Man kann zwar schnell herausfinden, dass damit König David, der Priester Zacharias sowie Joachim, der Vater von Maria, und der heilige Josef von Nazareth dargestellt sind. In welchem Zusammenhang sie aber mit der Geschichte der Menschwerdung Gottes stehen, erklärte der Franziskanerpater. Dazu wurden abwechselnd die einzelnen Heiligenskulpturen beleuchtet. Zusammenfassend kann man die vier Gestalten als der Altar der Väter bezeichnen. Durch ihr Leben seien sie ein Teil der Verheißung geworden, die weiterlebte nach ihrem Scheiden. Es sei wie die Hoffnung auf ein zeitloses Leben, meinte Pater Stanislaus. Die irdische Sterblichkeit gehe über in himmlische Ewigkeit.
„Das Deckenfresko über dem Hochaltar zeigt die Ankündigung der Geburt des Erlösers vor den Hirten von Bethlehem“, so Pater Stanislaus, woraufhin das Fresko über dem Hochaltar erstrahlte. Warum man sich beim Hochaltarbild für die Szene „Mariä Himmelfahrt“ entschied, waren den weiteren Ausführungen des Geistlichen zu entnehmen. Die Bauherren dieser Kirche waren die Zisterzienser. Und jede Zisterzienserkirche stehe unter dem Patronat „Maria Himmelfahrt“. Gleichzeitig könne aber auch eine solche Kirche einen zweiten Weiheheiligen haben. Hier sind es gleich 14 – die 14 Nothelfer.
Nun erlosch das Licht am Altarbild und wurde die Dreifaltigkeit angestrahlt. Pater Stanislaus erklärte dazu: Der ganze Hochaltar bildet eine Einheit. Es sind sozusagen verschiedene Puzzle-Teile, die ein Bild vervollständigen.
Als Ergänzung ging der Franziskanerpater noch auf die beiden Seitenaltäre ein. Auf der einen Seite ist der heilige Franziskus von Assisi zu sehen und auf der anderen der heilige Antonius von Padua. Ursprünglich waren dort der Abt Malachias (der den Bau der Kirche vollendete) sowie Bernhard von Clairvaux (einer der bedeutendsten Zisterzienser) verewigt. Nach dem Verlust der beiden Bilder der Zisterzienser seien nun eben Franziskus und Antonius nachgerückt. Wahrscheinlich weil bereits die Franziskaner beauftragt waren, nach der Säkularisation die Seelsorge hier in Vierzehnheiligen zu übernehmen. Laut Pater Stanislaus passen sie auch wirklich gut zu diesem Ort.
So wird der heilige Antonius weltweit als der wichtigste Nothelfer verehrt. Er wird als der Heilige mit dem Jesus-Kind in den Armen dargestellt. Zudem gilt er als der 15. Nothelfer, der vor allem für das Wiederfinden verlorener Gegenstände angerufen wird.
Basilika-Mesner Tobias Hartmann verstand es sehr einfühlsam, mal mit mehr, mal mit weniger Licht die einzelnen Heiligen-Skulpturen und Details entsprechend anzustrahlen.
Mit einem Applaus bedankten sich die zahlreichen Besucher bei Pater Stanislaus für dessen Ausführungen.
Beim Verlassen des Gotteshauses gaben alle gerne einen Opulus für die Basilika, die in diesem Jahr zwei große Jubiläen feiert. So steht im September der 250. Weihetag der Wallfahrtskirche sowie die Erhebung zur päpstlichen Basilika vor 125 Jahren an.
Bilder & Text: Gerd Klemenz