Sommerfest und 50jähriges Priesterjubiläumvon P. Heribert

Im Rahmen des Sommerfestes mit den Mitarbeitern, Ministranteneltern und Freunden von Vierzehnheiligen feierte Guardian P. Heribert am 21. Juli sein 50jähriges Priesterjubiläum. 
Im Gottesdienst hielt P. Ralf Preker, Landsmann von P. Heribert sowie Guardian und Wallfahrtsleiter am Wallfahrtsort Werl/Westfalen die Predigt.

Der Adler – so erzählt eine Tierfabel – hörte einst viel Rühmens von der Nachtigall und hätte gerne Gewissheit gehabt, ob alles auf Wahrheit beruhe. Darum schickte er den Pfau und die Lerche aus, sie sollten ihr Federkleid betrachten und ihren Gesang belauschen.
Als sie wiederkamen, sprach der Pfau: „Der Anblick ihres erbärmlichen Kittels hat mich so verdrossen, dass ich ihren Gesang erst gar nicht gehört habe.“ Die Lerche sagte: „Ihr Gesang hat mich so entzückt, dass ich vergaß, auf ihr Federkleid zu achten.“

Wem gehört Ihre spontane Sympathie? Dem Pfau oder der Lerche? Ich unterstelle Ihnen, dass Sie sich um eine positive Sicht auf das Leben und die Welt bemühen, vermute aber auch, dass deren „erbärmlicher Kittel“ Sie genauso wie mich oft genug verdrießlich macht. In der Tat: es gibt viel Beklagenswertes. Aber oft finden wir auch nur deshalb ein Haar in jeder Suppe, weil wir solange davor sitzen und mit dem Kopf schütteln, bis dann tatsächlich eins hineinfällt. Oft blockieren wir uns den Zugang zur Wirklichkeit, weil wir sie von vornherein durch die Brille der negativen Voreingenommenheit betrachten.
Ich sympathisiere mit der Lerche, die von der Nachtigall fasziniert war und dann Gutes erzählte. „Ihr Gesang hat mich so entzückt, dass ich vergaß, auf ihr Federkleid zu achten.“ Ich sympathisiere mit ihr wegen ihrer positiven Lebensoptik, wegen ihrer Fähigkeit, sich vom Positiven mehr berühren und beeindrucken zu lassen als vom Negativen.
Und damit bin ich bei Dir, lieber Heribert! Das habe ich in all den Jahren und Jahrzehnten bis heute an Dir besonders geschätzt und auch bewundert: Diese durch und durch positive Grundeinstellung, die Du ausstrahlst, die Offenheit, Zugewandtheit und Zugänglichkeit, Deine freundliche und humorvolle Art, Menschen zu begegnen, Dein wohlwollendes Interesse an ihnen, Deine Lebensfreude. Es ist ja nicht so, dass Du blind bist für den „erbärmlichen Kittel“ der Realität; doch der fordert eher Deine Kreativität und Deinen Ideenreichtum heraus – ob als Seelsorger, geistlicher Begleiter, Prediger, Buchautor oder als langjähriger Leiter unserer franziskanischen Bruderschaft: In allen Bereichen habe ich immer diesen lebensbejahenden, menschenfreundlichen und positiven Grundzug wahrgenommen.
Ursache dafür ist wohl nicht die eingangs erwähnte Lerche, vielmehr die Inspiration durch das Evangelium Jesu und die Spiritualität des hl. Franziskus. Die Freundschaftszusage Jesu, von der wir gerade gehört haben, ist zum Fundament Deines Lebens geworden.
Dieses Wort Jesu „Ich habe euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe“ hat freilich oft auch klerikalen Fehldeutungen und Missverständnissen Vorschub geleistet. Es meint nicht das exklusive Eingeweihtsein der Geweihten; Freunde Jesu sind nach dem Johannes-Evangelium alle Glaubenden. Wir alle sind in die Liebesgemeinschaft Jesu mit seinem Vater hineingenommen. Das JA Gottes zu den Menschen – das ist es, was Jesus mitgeteilt hat, das ist das Grund-Datum unseres Lebens.
Diese Liebeserklärung Gottes, sein JA, an alle Menschen weiterzugeben, was uns Christen allen aufgetragen ist, das hat sich P. Heribert vor 50 Jahren zum Beruf gemacht, dafür hat er sich in Dienst nehmen lassen. Als Freund Gottes ist er zum Freund der Freunde Gottes geworden.. Seine Berufung hat er darin gefunden, Menschen auf der Suche nach dem eigentlichen Geheimnis ihres Lebens zu begleiten, ihnen bewusst zu machen, dass Gott in ihrem Leben immer schon dabei ist, dass dieser Gott ihr Leben will und JA zu ihnen sagt.
Als Franziskaner hat P. Heribert Maß genommen an dem, den man oft den „zweiten Christus“ genannt hat. Franziskus bekam durch seinen innigen Umgang mit Gott andere Augen für die Wirklichkeit um sich herum. Er durchschaute das Vordergründige und fand hinter allen Bildern den Bildner selbst. Durch alles schien ihm die Güte Gottes hindurch, und deswegen sah er in allem Negativen auch noch das Positive, in allem Abstoßenden das Anziehende. Zu allem fühlte er sich hingezogen, glaubte er doch hinter allem Gott als den großen Magneten.
Vom Evangelium Jesu und der evangelischen Lebensart unseres Ordensgründers Franziskus hast Du, lieber Heribert, Dich inspirieren und Deine positive Grundeinstellung prägen lassen.
Im Blick auf die Vergangenheit und auf die Zukunft trifft m.E. ein Wort des großen Theologen Karl Rahner: „Was man als Gnade empfing, muss immer nochmals als Treue erworben werden.“ Das ist eine Kurzformel für das, was wir heute feiern: Die Gnade Gottes und die Treue eines Menschen. Dank Dir, lieber Heribert, und Dank dem, der Dich uns als Gottes- und Menschenfreund geschenkt hat.