
Tagung der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz in Vierzehnheiligen
Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer Umbruchphase. Durch die Säkularisierung und Pluralisierung der Gesellschaft macht sie ähnliche Erfahrungen wie die Volksparteien: Die Mitte schrumpft, die Ränder werden stärker. Im Erzbistum Bamberg kündigte Erzbischof Ludwig Schick einen Strukturwandel an. Neue Seelsorgebereiche sollen in ländlichen Gebieten 12 000 Katholiken umfassen in der Stadt 17 000. Bei der Tagung der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz in Vierzehnheiligen vom 7. bis 10. November stand die Frage im Mittelpunkt: „Wie werden junge Menschen in diese Veränderungsprozesse einbezogen?“
Kaplan Norbert Förster, neuer Diözesanpräses des Bundes Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ) in Bamberg machte gegenüber unserer Zeitung deutlich: „Wir wollen bei dem Prozess der Umstrukturierung die Jugendarbeit mit einbringen“. Er sah viele positive Anzeichen für ein Gelingen dieser Aufgabe: „Junge Menschen haben Lust auf Jugendarbeit und wir wollen sie gemeinsam auch nach außen tragen“. Seit einigen Wochen habe er die Jugendseelsorge in der Erzdiözese übernommen und: „man hat mich mit offenen Armen aufgenommen“.

Jugendbischof Stefan Oster
Jugendbischof Stefan Oster, der im September 2016 von der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorsitzenden der Jugendkommission gewählt wurde, machte deutlich: „Wir müssen jungen Menschen Freundschaften anbieten“. Die persönliche Beziehung sei wichtiger als Strukturen und Programme, die aber nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Zur Jugendsynode im kommenden Jahr in Rom stelle er fest, dass es grundlegende Veränderungen bei den so genannten „Reizthemen“ nicht geben werde. Die Synode stehe unter dem Titel „Jugend, Glaube, Berufungsunterscheidung“. „Wir wollen Jugendlichen helfen, ihre Berufung zu finden“, so der Passauer Bischof. Jeder Mensch habe eine Berufung. Und es klinge ein jesuitisches Motiv in dieser Themenstellung an: Unterscheidung der Geister.
Der Jugendbischof möchte, dass die Jugend wirklich in den Blick kirchlichen Lebens kommt und zwar Weltweit. „Wir müssen neu nachdenken über Glaubensvermittlung, über den Suchprozess zum Glauben und zur eigenen Berufung“, so der 52jährige. Wir gehen noch zu oft davon aus, dass der junge Mensch seinen Weg in die Kirche irgendwie findet über die klassischen Sozialisationsprozesse: Kindergarten, Schule, Kommunionunterricht, Jugendgruppe – und am Ende ist er gläubig. Das stimme aber schon lange nicht mehr. Die Frage lautet. „Wie helfen wir heute kritischen jungen Menschen, die Geister zu unterscheiden und nach der Wahrheit zu suchen?“ Für ihn stehe im Mittelpunkt: „Wer ist Jesus Christus? Wie wollen wir Christen sein, wenn wir dieser Frage nicht immer wieder nachgehen? Und da müssen wir auch selbstkritisch sein“.
Bei den jüngeren Bischöfen in Deutschland setzen sich die 50- bis 60-Jährigen, lieber für eine spirituelle Erneuerung ein, statt die kirchlichen Dogmen zu hinterfragen. Eine konservative theologische Ausrichtung verträgt sich dabei sehr gut mit einer sozialpolitisch linken Haltung und modernem, freundlichem Auftreten – und im Fall des Passauer Bischofs Oster auch mit einer Affinität zu Facebook und zum Bloggen.
Die Leiterin der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge, Bianka Mohr, zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Konferenz: Gerade Jugendliche und junge Erwachsene passten sich permanent an gesellschaftliche Rahmenbedingungen an. Deshalb sei Veränderungsmanagement auch ein immanenter Auftrag für Jugendpastoral. „Für die tägliche Arbeit in den jugendpastoralen Handlungsfeldern, bei denen Strukturprozesse auch immer eine Rolle spielen, haben wir vor Augen geführt bekommen, dass wir Veränderung noch mehr als Chance begreifen können. In vielen Punkten arbeiten wir schon sehr gut und machen intuitiv das Richtige. An anderen Stellen können wir noch mutiger werden und Projekte ins Leben rufen, die nicht für die Ewigkeit gedacht sind, sondern während des Prozesses den Kurs korrigieren können“, sagte sie dem Heinrichsblatt.
Im Konferenzteil seien kommende Großveranstaltungen besprochen worden, so Bianka Mohr. Dazu zählte die Ministrantenwallfahrt nach Rom. Im Jahr 2018 zwischen Ende Juli und Anfang August werden unter dem Motto „Suche Frieden und jage ihm nach” 60 000 Ministrantinnen und Ministranten in Rom erwartet. Auch der Weltjugendtag in Panama 2019 warf seine Schatten voraus. Er wird vom 22. bis 27. Januar und damit nicht wie üblich im Sommer stattfinden. Aus klimatischen Gründen ist der Termin vorgezogen worden. Das Motto des nächsten Weltjugendtages lautet: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast“.
Am Abend vor dem Konferenzende versammelten sich die Teilnehmer zu einem Pontifikalamt in der Basilika Vierzehnheiligen. Vorher fand eine Kirchenführung mit dem Rektor der Basilika Pater Heribert Arens statt. Der Franziskanerpater erläuterte Besonderheiten der Basilika. Das Amt zelebrierte Jugendbischof Stefan Oster, unterstützt vom Diözesanjugendpfarrer Norbert Förster. Die modernen geistlichen Kirchenlieder begleitete die „Feuersteinband“.
Text und Bild: Andreas Welz