Tiersegnung in Vierzehnheiligen

Einmal im Jahr, am Vortag zum Franziskusfest, laden die Franziskaner zu einer besonderen Andacht ein, bei der die Tiere gesegnet werden. Denn der Heilige aus Assisi gilt als Vorbild und Patron der Naturschützer. Bereits im 13. Jahrhundert rief Franziskus ins Bewusstsein, dass wir alle in der Natur Verantwortung und Fürsorge tragen.

Zahlreiche Herrchen und Frauchen hatten sich am Samstagnachmittag (Tag der Deutschen Einheit) auf dem Basilikavorplatz versammelt, um ihre vierbeinigen Lieblinge segnen zu lassen und den Schutz des heiligen Franziskus zu erbeten. „Wenn man die Nachrichten regelmäßig verfolgt, dann fällt auf, dass ausgerechnet Naturschutz immer mehr in den Fokus rückt. Erst kürzlich wurde gesagt, dass immer mehr Tierarten vor dem Aussterben stehen. Leider ist der Mensch dafür verantwortlich. Getrieben durch seinen Egoismus und seiner Gier nach immer mehr Profit, nimmt der Mensch die Zerstörung der Natur in Kauf“, so Franziskanerpater Stanislaus in seiner Predigt. Sein Mangel an Rücksicht auf die Schöpfung führt letztendlich zu einer Selbstzerstörung. Doch leider betrifft es meist nicht die Verursacher selbst, sondern die nachfolgende Generation, stellte Pater Stanislaus fest. „Wer sich um die Erhaltung der Schöpfung bemüht, der wird wie Noach mit dem Segen Gottes begleitet. Um diesen Segen zu erhalten, haben wir uns heute an diesem Wallfahrtsort versammelt und bitten darum, dass die Menschen vernünftig mit der Natur umgehen, damit auch die Tiere an dem Segen Gottes teilhaben“, so der Franziskanerpater zum Schluss.
Nach Gebet und Gesang segenete Pater Stanislaus alle Tiere und Menschen und dann ging durch die Reihen und besprengte alle Lebewesen mit dem Weihwasser.

Hoch zu Ross waren in diesem Jahr etliche Pferdebesitzer und Reiterinnen aus dem Maintal dem „Heiligen Berg“ hoch getrabt.
Isabella aus Grundfeld hatte ihr vier Wochen altes Kälbchen Martha zur Segnung mitgebracht. Zu diesem Anlass schmückte sie „ihr“ Kälbchen extra mit einen Blumenkranz. Im Vorfeld hatte Isabella ihre Martha 14 Tage lang für den Ausflug „trainiert“.
Acht Bobtails (eine britische Hunderasse), von sieben Monaten bis sechs Jahre alt, kamen mit ihren Herrchen zur Segnungsfeier vorbei. Durch ihr üppige Fell wirkten die sympathischen Vierbeiner größer und massiger. „Wir waren erst auf dem Staffelberg, da haben wir durch Zufall von der Tiersegnung hier in Vierzehnheiligen erfahren“, erzählte ein Herrchen.
Ein absoluter Hingucker bei der Segnungsfeier waren sicherlich Drogo, Freddy und Flavius, drei Alpakas der Familie Weiß aus Wolfsdorf. Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform, die dort vorwiegend wegen ihrer Wolle gezüchtet wird.
„Seit vier Jahren komme ich regelmäßig zur Tiersegnung hierher. Damals bin ich durch Zufall nach Vierzehnheiligen gekommen“, erzählte Jessica aus Eisfeld, die in diesem Jahr ihre einjährige Hündin Sanny dabei hatten.

Text & Bilder: Gerd Klemenz