
31. Juli 2022: Vortrag „Aus Ew´gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand“
Vortrag Dr. Ruderich
Über die Geschichte der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen und ihre Kunstschätze sprach kürzlich Dr. Peter Ruderich auf dem „heiligen Berg“ unter dem Motto „Aus Ew´gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand.“ Der Bamberger Kunsthistoriker ist ein profunder Kenner des Bauwerks und hat vor 20 Jahren seine Doktorarbeit über die Basilika geschrieben. Rund 200 Interessierte folgten seinen Ausführungen. Eingeladen hatte der Vereins der Freunde und Förderer der Basilika Vierzehnheilgen anlässlich des Jubiläumsjahrs. „Er kennt die Basilika wie seine eigene Westentasche, er hat die Erbauungsgeschichte, die Architektur und die einzelnen Kunstwerke darin genau studiert“, sagte Pater Maximilian. Im Staatsarchiv Bamberg habe Ruderich alles über Vierzehnheiligen gesichtet und ausgewertet. Seit 1344 gehörte das heutige Vierzehnheiligen zur Zisterzienserabtei Langheim, erläuterte Peter Ruderich. Seitdem weideten in der Gegend auch Schafherden des Klosters. Mit Blick auf die Jahre 1445 und 1446, als dem Schäfer Leicht auf einem Acker bei Frankenthal wiederholt das Christuskind und die 14 Nothelfer erschienen sein sollen, wies Ruderich auf die vier Visionen in den grau gemalten Kartuschen an der Decke hin. Nach anfänglichen Zweifeln und einer wunderbaren Heilung wurde an der Stelle der Erscheinung eine kleine Kapelle errichtet. „Denn durch das kurzzeitige Rasten des Jesuskindes und der Nothelfer an diesem Ort war die Stelle zu einem Locus sanctus (heiliger Ort) geworden, der ganz genau fixiert und unverrückbar war. Das wird auch ganz wichtig für die Frage, warum Vierzehnheiligen heute so aussieht“, erklärte der Kunsthistoriker. Die ersten zwei Kapellen sei mit dem Chor über diesem heiligen Ort errichtet worden. Als ein Neubau erforderlich wurde inspizierte Leonhard Dientzenhofer 1699 die alte Kapelle. „Zum Glück gab es damals Streit zwischen Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn und dem Kloster, so dass es nur zu Reparaturen und nicht zu einem Neubau kam. Zum Glück deshalb, weil sonst ein zwar qualitätvoller, aber auch konventioneller Kirchenbau entstanden wäre“, erklärte Ruderich. Differenzen zwischen dem Kloster Langheim und dem Hochstift Bamberg hatten eine lange Tradition. Unter dem neuen Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn und dem Abt Stephan Mösinger schloss man 1741 einen Vertrag über die Verteilung von Rechten und Pflichten am Wallfahrtsort. Damit war der Weg frei für die Planungen der jetzigen Kirche. Bei der Ausstattung der Wallfahrtskirche wollte der neue Abt Malachias Limmer seine künstlerische Unabhängigkeit vom Hochstift Bamberg betonen, indem er mit den hochwertigen Arbeiten bis auf eine Ausnahme, nur auswärtige Künstler betraute. Das Glanzstück der Ausstattung ist der Gnadenaltar im Zentrum der Hauptrotunde. Der Entwurf stammt von Joachim Michael Feichtmayr. Hier sind die 14 Nothelfer auf Balustraden, in halber Höhe, am Baldachin sowie den den Seitenaltären dargestellt. Oben, nach allen Richtungen blickend das Jesuskind, gemäß der Erscheinung. Zusammenfassend könne man Vierzehnheiligen als künstlerisch wie theologisch gelungene Beendigung eines erbitterten Streits in genialer Form nennen, meinte der Kunsthistoriker. „So wirkt die Basilika heute noch so faszinierend auf die Betrachter, dass man wirklich meinen könnte, sie sei nicht von Menschen aus dem rötlichen Eisensandstein der Umgebung errichtet worden, sondern ,Aus Ew’gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand‘, wie in dem bekannten Kirchenlied von 1875 gesungen wird“, betonte er. Dieses Lied entstand 100 Jahre nach Fertigstellung der Inneneinrichtung. Im Rahmen der Vortragsreihe referiert am 25. September um 14 Uhr Pater Dr. Damian Bieger OFM zum Thema „Haus auf dem Berg. Das staatseigene Kloster Vierzehnheiligen von der Gründung 1839 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990“ in der Basilika.
Bilder & Text: Gerd Klemenz