Aktuelles

18. September 2022: 250 Jahre Kirchweih in Vierzehnheiligen

Am 14. September 1772 fand vor 250 Jahren am Fest Kreuzerhöhung die Konsekration der neuen Wallfahrtskirche statt, an der über 30 Jahre lang nach Plänen von Balthasar Neumann gebaut worden war. Der Fürstbischof von Würzburg und Bamberg Adam Friedrich von Seinsheim nahm die würdevolle Weihe vor, flankiert von den Weihbischöfen aus Würzburg und Bamberg sowie die beiden Äbte von Kloster Langheim und Banz. Über vier Stunden dauerte damals die Weihezeremonie, der sich ein mehrtägiges Fest mit 500 Gästen in Kloster Langheim anschloss. Trotz des unbeständigen und regnerischen Wetters wurde nun am vergangenen Sonntag das 250-jährige Kirchweihfest in Vierzehnheiligen gefeiert, das lange in Erinnerung der Beteiligten bleiben wird. Der absolute Höhepunkt dabei war das Pontifikalamt mit dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterovic als Hauptzelebrant. Beim Einzug in die Basilika bot sich den zahlreichen Gläubigen ein imposantes Bild. Dabei folgten 50 Wallfahrtsbilder, als Vertreter der knapp 200 Pilgergruppen, die jedes Jahr nach Vierzehnheiligen wallfahren sowie die Minstrantenschar und die Geistlichkeit allen voran der Kirchenschweizer Daniel Reitz. „Als apostolischer Nuntius sind sie ständiger Vertreter des Papstes und Botschafter des Vatikans bei unserer deutschen Regierung. Ihre Nuntiatur in Berlin ist die diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhls in Deutschland. In ihrem verantwortungsvollen Amt sorgen sie für die Einheit unter unseren Bischöfen, bauen Brücken nach Rom zu Papst Franziskus und stehen in diplomatischer Beziehung zur Bundesregierung und zu den Ministern der Bundesländer“, so Guardian Pater Maximilian zur Begrüßung. In seiner Ansprache bezeichnet der Nuntius die Kirche von Vierzehnheiligen als eines der Werke von ausgesuchter Schönheit, das ein doppeltes Jubiläum feiert – 250 Jahre ihre Vollendung und Kirchweih, wie auch die Erhebung zur Basilika minor vor 125 Jahre. „Wie auch in den übrigen Basiliken minor, so sind auch in Vierzehnheiligen jene Insignien gut sichtbar, die an das lebendige Band erinnern, dass dieses Heiligtum mit dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche verbindet. Das schließt die Bande des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe ein“, so der Hauptzelebrant. Zum Ende der Eucharistiefeier erteilte Erzbischof Nikola Eterovic im Namen von Papst Franziskus den Apostolischen Segen. Am Nachmittag fand in der Basilika eine Festandacht statt. Im Anschluss lud Basilikaorganist Georg Hagel auf die Empore ein, um von oben Kirche und Orgel zu präsentieren. Das Sommerfest im Klosterhof fand trotz ständiger Regenfälle großen Anklang. Sowohl die aufgestellten Zelte als auch das Infozentrum im Kloster waren den Nachmittag über immer wieder gut gefüllt. „Gestern haben 40 Helfer von der Feuerwehr Grundfeld und Wolfsdorf mit aufgebaut. Ich danke für die Unterstützung sowie für die zahlreichen Kuchenspenden aus Schönbrunn, Reundorf, Wolfsdorf, Grundfeld und Bad Staffelstein. Dank gilt auch an die Kirchenverwaltung sowie dem Förderverein, der das herbstliche Sommerfest organisierte“, so Pater Maximilian am Sonntagnachmittag. Die Jubiläumsnudeln, aber auch das extra gebraute Jubiläumsbier von Braumeister Andreas Trunk, von der ortsansässigen Brauerei, fanden viele Abnehmer. Unter dem Motto „Wo ist Gott Dir am nächsten“, sind aktuell 200 Bilder hinter dem Petrus- und Paulusaltar in der Basilika sowie im Informationszentrum des Klosters ausgestellt. Kinder und Jugendliche der Ivo-Hennemann Grundschule und der Realschule Bad Staffelstein haben für das Jubiläum gemalt. „Alle, die am Gemeinschaftsprojekt der Jugendbeauftragten der Adam Riese Stadt und dem Förderverein Freunde und Förderer der Basilika Vierzehnheiligen teilgenommen haben, erhalten ein Geschenk – das in den Schulen verteilt wird“, erzählt die Jugendbeauftragte Christina Gründel. Im Haus 1 (Diözesanhaus) ist die Ausstellung „Augenblicke einer Basilika 2.0“ mit 35 originellen Fotografien von Uwe Gaasch zu sehen. Fünf besonders originelle Motive davon kann man im Informationszentrum als Postkarte erwerben. Kommenden Freitag wir im Diözesanmuseum Bamberg die Ausstellung „Vierzehnheiligen – Wunder, Weihe, Wege 1772-2022“ eröffnet, die bis Mitte November geöffnet ist. Die Sakristei und das Kloster haben 38 Ausstellungsstücke dorthin verliehen. Im Rahmen der Vortragsreihe referiert am 25. September um 14 Uhr Pater Dr. Damian Bieger OFM zum Thema „Haus auf dem Berg. Das staatseigene Kloster Vierzehnheiligen von der Gründung 1839 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990“ in der Basilika.

Bilder & Text: Gerd Klemenz

18. September 2022: 250 Jahre Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen

Jedes Jahr ist sie das Ziel von zahlreichen Fußwallfahrten und unzähligen Einzelpilgern, die Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen, das wohl schönste Gotteshaus im „Gottesgarten am Obermain“. Zigtausende kommen Jahr für Jahr auf den „heiligen Berg“ zu den 14 Nothelfern und dem Jesuskind, um neue Kraft für ihr Leben und Glauben zu schöpfen. Wer im Inneren den im Rokokostil gearbeiteten Gnadenaltar der Basilika genau betrachtet, findet sie alle bildlich dargestellt – die Heiligen Dionysius, Achatius, Vitus, Blasius, Ägidius, Erasmus, Eustachius, Georg, Cyriakus, Christophorus, Pantaleon sowie die Jungfrauen Barbara, Margareta und Katharina stehend und sitzend. Genau da, wo Hermann Leicht, ein Schäfer des Zisterzienserklosters Langheim, im Herbst 1445 das Jesuskind im Kreise andere Kinder, halb rot, halb weiß gekleidet erschien. Dieses stellten sich als die 14 Nothelfer vor und verlangten, dass für sie eine Kapelle gebaut werde. 1742 wurde Balthasar Neumann mit der Fertigstellung von Bauplänen beauftragt. Im April 1743 war die Grundsteinlegung der Kirche. Die feierliche Einweihung der prächtigen Barock Kirche erfolgte nach 29-jähriger Bauzeit am 14. September 1772 durch den Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim. Nachdem kürzlich das 125-jährige Basilikajubiläum gefeiert wurde, steht am morgigen Sonntag, 18. September ein weiterer Höhepunkt von Vierzehnheiligen an. Dann feiert man im fränkischen Bethlehem den 250. Weihetag der Wallfahrtskirche. Aus diesem Anlass kommt zum Hochamt um 10.30 Uhr Nuntius Nikola Eterovic, ein Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche und Diplomat des Heiligen Stuhls. Weitere Sonntags-Gottesdienste sind wie gewohnt um 7.30 Uhr sowie um 9 Uhr. Eine Festandacht schließt sich um 14 Uhr an. Im Anschluss an das Hochamt ist Festbetrieb auf dem Basilika Platz und im Klosterhof. Zum Schutz gegen eventuellen Regen sind im Klosterhof auch Zelte aufgestellt. Für das leibliche Wohl kümmert sich an diesem Tag der Verein „Freunde und Förderer der Basilika Vierzehnheiligen e.V.“ Als persönliches Andenken zum 250-jährigen Basilikajubiläum können auch noch „Jubiläums-Nudeln“ erworben werden. Und was braucht man noch um zünftig zu feiern? Ein „gscheites“ Bier. Ein Glück, dass in direkter Nachbarschaft zur Wallfahrtsbasilika eine Brauerei steht. Seit 1803 versorgt die Familie Trunk Pilger und andere Gäste mit einem stärkenden Schluck Gerstensaft der Marke „Nothelfer“ sowie mit rustikalen Brotzeiten nach fränkischer Art. Zum Kirchweihjubiläum am 18. September hat Braumeister Andreas Trunk extra ein Jubiläumsbier gebraut. Schlemmen und genießen mit fränkischen Spezialitäten oder hausgemachte Kuchen und Torten lautet auch die Devise nach dem Umbau im Gasthof „Goldener Hirsch“ unterhalb der Wallfahrtsbasilika. Unter dem Motto „Wo ist Gott Dir am nächsten“ riefen im Vorfeld die Jugendbeauftragte der Stadt Bad Staffelstein und der Förderverein Freunde der Basilika die Kinder in den Schulen auf, Bilder zu malen. Zu diesem Gemeinschaftsprojekt kamen rund 200 Bilder zusammen, die man in der Basilika bewundert kann. Alle Kinder, die an dieser Aktion teilgenommen haben, können am Sonntag zwischen 12 und 16 Uhr ihr Geschenk am Stand auf dem Basilika-Platz persönlich abholen. Bei schlechtem Wetter werden die Gutscheine auch in den Schulen verteilt.

Bilder & Text: Gerd Klemenz

4. September 2022: 125 Jahre Basilika Vierzehnheiligen

Im fränkischen Bethlehem, wie man Vierzehnheiligen wegen der Erscheinung des göttlichen Kindes 1445/46 nennt, steht in diesem Jahr ein Doppeljubiläum an. So feierte man am vergangenen Sonntag die Erhebung zur päpstlichen Basilika vor 125 Jahren, eine hohe Auszeichnung, die nur ganz wenige Kirchen auf der ganzen Welt erhalten. Zu diesem besonderen Ereignis kam der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, um in der Wallfahrtkirche diesen Festgottesdienst mit zahlreichen Gläubigen zu feiern. „Basilika bedeutet Königshalle und ist ein Ehrentitel, der nicht nur architektisch bedeutsammen Bauwerken zukommt. Die päpstliche Ernennungsurkunde stellt klar, nicht die äußere Pracht und Herrlichkeit und die kunsthistorische Bedeutung der Kirche waren entscheidend, sondern die damals seit 450 Jahren gepflegte Wallfahrtstradition, die für den Gnadenort gewährten Ablässe aus Rom und die zahlreich bezeugten wunderbaren Gebetserhörungen waren die entscheidenden Argumente, die letztlich den Papst überzeugten, unsere Wallfahrtskirche den Titel einer Basilika zu verleihen“, so Guardian Pater Maximilian zu Beginn. Zu den äußeren Insignien einer „Basilika minor“ gehören das conopaeum, ein zeltartiger, rotgelb, gestreifter Schirm aus Seide, und das Tintinabulum, ein Glöckchen an einem Holzgestell mit dem Wappen der Kirche. Üblich war auch das päpstliche Wappen über dem Eingang zur Kirche anzubringen. Erzbischof Ludwig Schick hat die Basilika Vierzehnheiligen als ein wichtiges Zentrum des christlichen Lebens gewürdigt. Durch Gottesdienste, Sakramentenfeiern, Gesprächs- und Beichtmöglichkeiten sowie viele weitere Angebote trügen die Basilika und die Franziskaner maßgeblich dazu bei, „dass die Herzen der Gläubigen zu Gott erhoben werden“, sagte Schick in seiner Predigt. Damit erfülle die Wallfahrtskirche immer aufs Neue den Anspruch und den Auftrag des päpstlichen Ehrentitels ‚Basilica minor‘, der ihr vor 125 Jahren verliehen wurde. Der Bamberger Oberhirte verdeutlichte, dass die 1989 in Rom erneuerten und vereinheitlichten Kriterien für die Ernennung einer Kirche zur ‚Basilica minor‘ vor allem Wert „auf das geistliche Leben einer Basilika“ legten. Ein Gotteshaus werde mit dem Titel gewürdigt, wenn es in besonderer Weise Ort und Zentrum für das geistliche Leben sei und dazu beitrage, die Gläubigen „zu Menschen der Nächstenliebe zu machen und zu erhalten“, so Schick weiter. Die Gestaltung des Glaubenslebens geschehe in Vierzehnheiligen gemeinschaftlich: Priester, Diakone, Lektorinnen und Lektoren, Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer, Organistinnen und Organisten, Chöre, Mesner und viele weitere übten ihren Dienst „zur Ehre Gottes und zum Heil des Menschen aus“, sagte der Erzbischof. Damit trügen sie dazu bei, dass die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen den Titel ‚Basilica minor‘ mit Recht trage. Die Feier des historischen Datums vor 125 Jahren solle dies ins Bewusstsein rufen und fordere dazu auf, das religiöse Leben in der Basilika auch zukünftig in fruchtbarer Weise zu gestalten. ‚Basilica minor‘ bedeutet übersetzt >kleinere Basilika<“, so Ludwig Schick zum Schluss. Der Ehrentitel wird seit dem 18. Jahrhundert vom Papst an bedeutende Kirchengebäude verliehen. Durch die Erhebung zur ‚Basilica minor‘ trägt eine Basilika fortan die Insignien des Papstes. Dadurch soll die besondere Bedeutung einer Kirche für das Glaubensleben vor Ort hervorgehoben und bestärkt werden. Die Basilika Vierzehnheiligen wurde am 2. September 1897 von Papst Leo XIII. zur ‚Basilica minor‘ erklärt. Neben ihr tragen den Titel im Erzbistum Bamberg auch der Bamberger Dom, die Basilika Marienweiher und die Basilika Gößweinstein. Im Anschluss des Gottesdienstes bestand die Möglichkeit die päpstliche Ernennungsurkunde vor dem Franziskusaltar anzuschauen. Am kommenden Sonntag, 18. September findet im „fränkischen Bethlehem“ der Festgottesdienst zu 250 Kirchweih mit dem päpstlichen Nuntius Nikola Eterovic statt. Zu diesem Gottesdienst werden beim Einzug auch die Wallfahrtsbilder einziehen, die das Jahr über zum Wallfahrtsort pilgern. Im Anschluss vom Gottesdienste findet auf dem Basilikavorplatz ein Sommerfest statt.

Bilder & Text: Gerd Klemenz

31. Juli 2022: Vortrag „Aus Ew´gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand“

Vortrag Dr. Ruderich

Über die Geschichte der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen und ihre Kunstschätze sprach kürzlich Dr. Peter Ruderich auf dem „heiligen Berg“ unter dem Motto „Aus Ew´gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand.“ Der Bamberger Kunsthistoriker ist ein profunder Kenner des Bauwerks und hat vor 20 Jahren seine Doktorarbeit über die Basilika geschrieben. Rund 200 Interessierte folgten seinen Ausführungen. Eingeladen hatte der Vereins der Freunde und Förderer der Basilika Vierzehnheilgen anlässlich des Jubiläumsjahrs. „Er kennt die Basilika wie seine eigene Westentasche, er hat die Erbauungsgeschichte, die Architektur und die einzelnen Kunstwerke darin genau studiert“, sagte Pater Maximilian. Im Staatsarchiv Bamberg habe Ruderich alles über Vierzehnheiligen gesichtet und ausgewertet. Seit 1344 gehörte das heutige Vierzehnheiligen zur Zisterzienserabtei Langheim, erläuterte Peter Ruderich. Seitdem weideten in der Gegend auch Schafherden des Klosters. Mit Blick auf die Jahre 1445 und 1446, als dem Schäfer Leicht auf einem Acker bei Frankenthal wiederholt das Christuskind und die 14 Nothelfer erschienen sein sollen, wies Ruderich auf die vier Visionen in den grau gemalten Kartuschen an der Decke hin. Nach anfänglichen Zweifeln und einer wunderbaren Heilung wurde an der Stelle der Erscheinung eine kleine Kapelle errichtet. „Denn durch das kurzzeitige Rasten des Jesuskindes und der Nothelfer an diesem Ort war die Stelle zu einem Locus sanctus (heiliger Ort) geworden, der ganz genau fixiert und unverrückbar war. Das wird auch ganz wichtig für die Frage, warum Vierzehnheiligen heute so aussieht“, erklärte der Kunsthistoriker. Die ersten zwei Kapellen sei mit dem Chor über diesem heiligen Ort errichtet worden. Als ein Neubau erforderlich wurde inspizierte Leonhard Dientzenhofer 1699 die alte Kapelle. „Zum Glück gab es damals Streit zwischen Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn und dem Kloster, so dass es nur zu Reparaturen und nicht zu einem Neubau kam. Zum Glück deshalb, weil sonst ein zwar qualitätvoller, aber auch konventioneller Kirchenbau entstanden wäre“, erklärte Ruderich. Differenzen zwischen dem Kloster Langheim und dem Hochstift Bamberg hatten eine lange Tradition. Unter dem neuen Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn und dem Abt Stephan Mösinger schloss man 1741 einen Vertrag über die Verteilung von Rechten und Pflichten am Wallfahrtsort. Damit war der Weg frei für die Planungen der jetzigen Kirche. Bei der Ausstattung der Wallfahrtskirche wollte der neue Abt Malachias Limmer seine künstlerische Unabhängigkeit vom Hochstift Bamberg betonen, indem er mit den hochwertigen Arbeiten bis auf eine Ausnahme, nur auswärtige Künstler betraute. Das Glanzstück der Ausstattung ist der Gnadenaltar im Zentrum der Hauptrotunde. Der Entwurf stammt von Joachim Michael Feichtmayr. Hier sind die 14 Nothelfer auf Balustraden, in halber Höhe, am Baldachin sowie den den Seitenaltären dargestellt. Oben, nach allen Richtungen blickend das Jesuskind, gemäß der Erscheinung. Zusammenfassend könne man Vierzehnheiligen als künstlerisch wie theologisch gelungene Beendigung eines erbitterten Streits in genialer Form nennen, meinte der Kunsthistoriker. „So wirkt die Basilika heute noch so faszinierend auf die Betrachter, dass man wirklich meinen könnte, sie sei nicht von Menschen aus dem rötlichen Eisensandstein der Umgebung errichtet worden, sondern ,Aus Ew’gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand‘, wie in dem bekannten Kirchenlied von 1875 gesungen wird“, betonte er. Dieses Lied entstand 100 Jahre nach Fertigstellung der Inneneinrichtung. Im Rahmen der Vortragsreihe referiert am 25. September um 14 Uhr Pater Dr. Damian Bieger OFM zum Thema „Haus auf dem Berg. Das staatseigene Kloster Vierzehnheiligen von der Gründung 1839 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990“ in der Basilika.

Bilder & Text: Gerd Klemenz

23. April 2022: Glockenvesper auf dem Basilikaplatz zur Grundsteinlegung im Jubiläumsjahr

Am Tag der Grundsteinlegung der Wallfahrtskirche vor 279 Jahren, am Gedenktag des heiligen Nothelfers Georg, wurde am späten Samstagnachmittag im Jubiläumsjahr mit einer Glockenvesper ein besonderer Akzent gesetzt. Zahlreiche Interessierte waren dem „heiligen Berg“ hochgekommen, um das Läuten der 11 Glocken einzeln, in Kombination mit anderen und im Gesamten zu erleben und ihre Freude am Geläut zu teilen. Im Lied von der Glocke hat Friedrich Schiller mit lyrischen Worten beschrieben, was die Glocken in aller Welt und zu allen Zeiten bedeuten. Zunächst erklärte Guardian Pater Maximilian, dass der Gnadenaltar eigentlich vorne in der Vierung stehen sollte, wo Längs- und Querschiff sich kreuzen. Da aber die Kirche zehn Meter weiter bergab gebaut wurde, verrutschte die Erscheinungsstelle und damit auch der Gnadenaltar darüber in die Mitte der Kirche. „Balthasar Neumann, der über diese Eigenmächtigkeit sehr erbost war, musste die Pläne seiner Kirche neu zeichnen. Aus einem verpfuschten Bau wurde ein Geniestreich, denn um den Gnadenaltar entstand durch das Einfügen von 8 Säulen der „Ballsaal Gottes“ eine einzigartige Meisterleistung in der Kunst“, erzählte der Guardian. Zunächst wande man sich den fünf „alten“ Glocken zu, die es schon vor 2019 gab. Die größten Glocken im Südturm sind die ältesten. Im Jahr 1869 wurden sie gegossen und sind den Nothelfern Georg und Blasius geweiht. Schwester Alexia ging nun auf die Aufschrift der Georg-Glocke ein und die 2475 Kilogramm schwere war anschließend zu hören. Nun zitierte Pater Maximilian die Inschrift der Blasius-Glocke, vorauf hin sich die 1460 Kilogramm in Bewegung setzte. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde die „Glocke der heiligen 14 Nothelfer“ 1950 gegossen, das Erz der Waffen wurde für die Glocke eingeschmolzen, damit sie den Frieden verkünde. 1069 Kilogramm ist sie schwer und hängt im Nordturm der Basilika. Die Glocke „De profundis“ erinnert an Psalm 130, der auf dieser Glocke geschrieben ist. 1921 nach dem 1. Weltkrieg gegossen, erinnert sie an die Gefallenen dieses Krieges. Ursprünglich sollte sie den Apostelfürsten Petrus und Paulus gewidmet sein. Beide zieren nun als Vorbild im Glauben die Fassade der Basilika. Die 429 Kilogramm schwere „Marien Glocke“ wurde ebenfalls 1921 nach dem 1. Weltkrieg gegossen. „In der Zeit der Pest und in den Kriegen unter Bombenhagel riefen die Menschen eindringlich Maria an“, so Schwester Alexia. Zusammen sangen nun alle auf dem Basilikavorplatz das Lied „Maria, breit den Mantel aus“. Im Anschluss erklang zunächst die Marienglocke und dann alle 5 „alten“ Glocken zusammen, die bis 2019 schon zu hören waren. Jetzt allerdings durch einen neuen hölzernen Glockenstuhl klingen sie viel harmonischer. 2019 wurde das Glockengeläut der Basilika um 6 neue Glocken erweitert und der metallene Glockenstuhl durch einen aus Holz ersetzt. Diese neuen Glocken sind nun im Nordturm beheimatet. An die fast 700-jährige Präsenz der Zisterzienser in Klosterlangheim und Vierzehnheiligen (1133 bis 1803) erinnert die Glocke des heiligen Benedikt und Bernhard. Der heilige Benedikt forderte seine Mönche jeweils mit dem Glockenschlag auf ora et labora (bete und arbeite). Der heilige Bernhard von Clairvaux, der die strengere Reform der Benediktiner entscheidend geprägt hat, wusste bei jedem Glockenschlag „Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen“. Seit 1839 ist die Seelsorge in Vierzehnheiligen den Franziskanern anvertraut. „Die Glocken mahnen zum Morgen-, Mittag- und Abendgebet, ganz ähnlich wie der fünfmalige Gebetsruf des Muezzins in islamischen Ländern. Vermutlich hat der heilige Franz von Assisi diese Tradition aus dem Orient nach Europa mitgebracht. Jedenfalls verbreiten die Franziskaner im 13. Jahrhundert das Gebet vom „Engel des Herrn“ auf der ganzen Welt. Und dazu fordern uns die Glocke jeden Tag auf, wenn sie um 6, 12 und 18 Uhr läuten“, so Pater Maximilian. Nun beteten alle zusammen das „Angelus-Gebet“ und im Anschluss erklang die Franziskus-Glocke. Die Wallfahrtskirche ist wie alle Zisterzienserkirche weltweit der Gottesmutter – meist der „Aufnahme Mariens in den Himmel“ geweiht. „Die Marienglocke, die wir bereits gehört haben, wurde um drei weitere Glocken ergänzt“, so Schwester Alexia. Nun sagen alle „Freu dich, du Himmelskönigin“ und im Anschluss erklang die 204 Kilogramm schwere „Regina coeli Glocke“. Mit zu den ältesten Titeln gehört die Anrufung Mariens als Meerstern (stella maris). Die Matrosen auf offener See haben so immer wieder Hilfe bei der Gottesmutter als Schutzpatronin gesucht. Für die Seefahrer waren in früheren Zeiten die Sterne in der Nacht wichtig. Sie zeigten die Richtung für ihren Weg. Die Bezeichnung „Maria Meerstern“ symbolisiert den rettenden Stern. Maria kann für den Weg unseres Lebens wie der Stern und Kompass für die Seefahrer sein. Dazu stimmte Pater Maximilian das passende Marienlied „Meerstern, ich dich grüße“ an und die Glocke „Ave maris stella“ erklang danach. „Santa Maria degli Angeli“ – heilige Maria von den Engeln ist das Patronat der kleinen Kapelle in Portiuncula, wo die Wiege des Franziskanerordens steht. Oft in der Kunst ist Maria umgeben von zahlreichen Engeln – so auch die Basilika. Nun erklang die 118 Kilogramm schwere Glocke „Ave domina angelorum“. Nach dem Lied „Segne du Maria“ konnte man alle 4 Marienglocken zusammen hören. In Vierzehnheiligen ist dem Schäfer Hermann Leicht 1445/46 dreimal das göttliche Kind erschienen. Über der Erscheinungsstelle steht heute der Gnadenaltar. Über 1000 Jahre alt ist der Weihnachtschoral „Puer natus est“ (Ein Kind ist uns geboren). Diese Worte zieren auch die kleine Glocke der Basilika in Erinnerung an das Christuskind, die nun zu hören war. Nach dem „Te deum“ erklangen alle elf Glocken zusammen und riefen ins Maintal hinein. Die zahlreichen Zuhörern folgten interessiert den Ausführungen von Pater Maximilian, Kirchenpfleger Richard Lurz und Schwester Alexia und gaben gerne ein Spende zugunsten des Glockenstuhls und der neuen Glocken. Insgesamt läuten im „fränkischen Bethlehem“ elf Glocken zu den verschiedenen Anlässen, einzeln oder im Ensemble.

April 2022

Bilder & Text: Gerd Klemenz

Nachtführung in Vierzehnheiligen – der Hochaltar

Bei den Nachtführungen in der vergangene Woche durften die zahlreichen Besucher erleben, wie spannend die Basilika im „fränkischen Bethlehem“ ist. Was sich auf dem „heiligen Berg“ in ihr befindet, ist viel mehr als nur Schmuck. Es ist eine Theologie, die sowohl die Geschichte beinhaltet als auch in Verbindung mit dem Ort Vierzehnheiligen steht. Die Franziskanerpater hatten sich entschieden, eine Nachtführung in der Basilika anzubieten, weil man mit Dunkelheit und Licht auf das eine hinweisen kann, ohne dass etwas anderes einen ablenken würde. In knapp 50 Minuten wurde das Interessante und Spannende des Gotteshauses durch Pater Stanislaus sehr informativ veranschaulicht.

Mit einem Satz gesagt: Der ganze Raum des Hochaltars beinhaltet die Geschichte der Menschwerdung Gottes. „Die Basilika wurde gebaut, um dem Wunsch der Nothelfer entgegenzukommen. Jedoch eines dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass im Zentrum der Verehrung nicht die Nothelfer stehen, sondern das kleine Kind Jesus“, so Pater Stanislaus. Beim Blick auf den Hochaltar fallen vier große Figuren auf, die offensichtlich wichtige Persönlichkeiten darstellen. Man kann zwar schnell herausfinden, dass damit König David, der Priester Zacharias sowie Joachim, der Vater von Maria, und der heilige Josef von Nazareth dargestellt sind. In welchem Zusammenhang sie aber mit der Geschichte der Menschwerdung Gottes stehen, erklärte der Franziskanerpater. Dazu wurden abwechselnd die einzelnen Heiligenskulpturen beleuchtet. Zusammenfassend kann man die vier Gestalten als der Altar der Väter bezeichnen. Durch ihr Leben seien sie ein Teil der Verheißung geworden, die weiterlebte nach ihrem Scheiden. Es sei wie die Hoffnung auf ein zeitloses Leben, meinte Pater Stanislaus. Die irdische Sterblichkeit gehe über in himmlische Ewigkeit.

„Das Deckenfresko über dem Hochaltar zeigt die Ankündigung der Geburt des Erlösers vor den Hirten von Bethlehem“, so Pater Stanislaus, woraufhin das Fresko über dem Hochaltar erstrahlte. Warum man sich beim Hochaltarbild für die Szene „Mariä Himmelfahrt“ entschied, waren den weiteren Ausführungen des Geistlichen zu entnehmen. Die Bauherren dieser Kirche waren die Zisterzienser. Und jede Zisterzienserkirche stehe unter dem Patronat „Maria Himmelfahrt“. Gleichzeitig könne aber auch eine solche Kirche einen zweiten Weiheheiligen haben. Hier sind es gleich 14 – die 14 Nothelfer.

Nun erlosch das Licht am Altarbild und wurde die Dreifaltigkeit angestrahlt. Pater Stanislaus erklärte dazu: Der ganze Hochaltar bildet eine Einheit. Es sind sozusagen verschiedene Puzzle-Teile, die ein Bild vervollständigen.

Als Ergänzung ging der Franziskanerpater noch auf die beiden Seitenaltäre ein. Auf der einen Seite ist der heilige Franziskus von Assisi zu sehen und auf der anderen der heilige Antonius von Padua. Ursprünglich waren dort der Abt Malachias (der den Bau der Kirche vollendete) sowie Bernhard von Clairvaux (einer der bedeutendsten Zisterzienser) verewigt. Nach dem Verlust der beiden Bilder der Zisterzienser seien nun eben Franziskus und Antonius nachgerückt. Wahrscheinlich weil bereits die Franziskaner beauftragt waren, nach der Säkularisation die Seelsorge hier in Vierzehnheiligen zu übernehmen. Laut Pater Stanislaus passen sie auch wirklich gut zu diesem Ort.
So wird der heilige Antonius weltweit als der wichtigste Nothelfer verehrt. Er wird als der Heilige mit dem Jesus-Kind in den Armen dargestellt. Zudem gilt er als der 15. Nothelfer, der vor allem für das Wiederfinden verlorener Gegenstände angerufen wird.

Basilika-Mesner Tobias Hartmann verstand es sehr einfühlsam, mal mit mehr, mal mit weniger Licht die einzelnen Heiligen-Skulpturen und Details entsprechend anzustrahlen.

Mit einem Applaus bedankten sich die zahlreichen Besucher bei Pater Stanislaus für dessen Ausführungen.
Beim Verlassen des Gotteshauses gaben alle gerne einen Opulus für die Basilika, die in diesem Jahr zwei große Jubiläen feiert. So steht im September der 250. Weihetag der Wallfahrtskirche sowie die Erhebung zur päpstlichen Basilika vor 125 Jahren an.

Bilder & Text: Gerd Klemenz

Nachtführung in Vierzehnheiligen

Sehr gut besucht waren die beiden ersten Nachtführungen zum Motto „Ein Haus voll Glorie schauet“ bei dämmrigem Licht in der Basilika. Sie läuteten den Auftakt des Jubiläumsjahrs 2022 in Vierzehnheiligen ein. Die nächsten Veranstaltungen dieser Reihe zum Thema „Altäre in der Basilika“ finden am 23. beziehungsweise am 25. Februar jeweils um 20 Uhr statt. Bei der Nachtführung geht es darum, nicht das gewohnte, prachtvolle Gesamtbild der Basilika auf sich wirken zu lassen. Vielmehr können die Interessierten die Figuren und Bilder vor dem dunklen Hintergrund in einem anderen Licht betrachten. Einzelheiten treten dabei in den Vordergrund und werden beleuchtet. Hierzu verfügt die Basilika seit über zehn Jahren über eine besondere Beleuchtungsanlage, mit der man bestimmte Heiligenskulpturen beleuchten und Details anstrahlen kann. So leuchtet dem Betrachter buchstäblich ein, welche Gedanken den Erbauer und Gestalter der Basilika bewegt haben. An vier Stellen hielten die Besucher dafür inne, um sich von der Beleuchtung und stimmungsvoller Orgelmusik ansprechen zu lassen. Im Mittelpunkt der Erläuterungen von Franziskanerpater Dietmar Brüggemann stand der Nothelferaltar. „Es ist dunkel in der Welt des Jahres 1445 und die Pestepidemie hat Europa fest im Griff. Die Kernbotschaft der Kirche von der Menschwerdung Gottes tritt zurück hinter einer großen Verehrung von Reliquien“, erklärt der Pater. Johannes Gutenberg druckte in Mainz erste Ablassbriefe, mit denen sich Menschen ihre Erlösung erkaufen konnten. „In dieses Dunkel fällt am Abend des 24. September 1445 das kleine Licht von Vierzehnheiligen: Ein Kind erscheint auf einem Hirtenfeld“, erklärt der Franziskanerpater und die Erscheinungsstelle wird beleuchtet. Neun Monate später, am 28. Juni 1446 erscheint es wiederum, dieses Mal begleitet von 14 kleineren Kindern, die sich dem Schäfer Heinrich Leicht vorstellen. Beleuchtet wurde dazu das kleine Erscheinungsfresko von Giuseppe Appiani das die Szene zeigt, und von der Basilikaorgel erklang das Nothelferlied. Der größte Teil der Stuckarbeiten des Gnadenaltars über der Erscheinungsstelle, ist ein Werk des Wessobrunner Stuckateurs Johann Michael Feichtmayr und seiner Werkstatt. „Wie eine transparente Brunnenskulptur erscheint der Altar – über der Quelle, der Erscheinungsstelle erbaut“, sagte der Pater. „Aus dieser Quelle schießt eine unsichtbare Fontäne empor, deren Wasser sich über die drei Etagen des Altars, durch die Heiligen hindurch zu den Menschen ergießt.“ Dazu war der Gnadenaltar als Ganzes beleuchtet. Dann wurden einige Nothelfer einzeln beleuchtet – insgesamt sind es drei Frauen und elf Männer. Den Anfang machte der heilige Blasius. Seine gekreuzten Kerzen stehen für seinen besonderen Segen, der den Menschen gilt, die unter Krankheiten der Atemwege leiden. „Wenn wir uns in dieser Corona-Zeit seiner Fürbitte anvertrauen, dürfen wir an die vielen Menschen denken, die von Covid-19 betroffen sind“, sagte Pater Dietmar. Nun wurde die Heilige Margareta beleuchtet. „Barbara mit dem Turm, Margareta mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl – ihr heiligen drei Madel“, so fasst der bayerische Volksmund die heiligen drei Frauen unter den Nothelfern zusammen, erklärt der Franziskanerpater. Es folgten der heilige Georg, der heilige Aegidius – der einzige unter den 14 Nothelfern, der kein Märtyrer war, und der heilige Euchstachius. „So wirken alle 14 Nothelfer auf der einen Seite als Fürbitter für die, die ihre Hilfe anrufen. Darüber hinaus bringen die Nothelfer heilende und helfende Kraft zu einem christlichen Lebensstil, wie der heilige Christophorus“, so Pater Dietmar Brüggemann. Dabei seien die Nothelfer nicht nur „ein geistlicher Rettungsdienst, den wir in brenzligen Situationen anrufen können.“ Dann erstrahlte das zentrale Fresko der Basilika – die 14 Heiligen in der Glorie des Himmels. Die Nothelfer umringen in der Darstellung die blau gewandete Gottesmutter mit dem Jesuskind an der Seite der heiligen Dreifaltigkeit. Es war, als würde sich die Decke der Basilika öffnen, als eine festliche Orgelmusik von der Empore herab erklang. „In unserer Basilika gibt es einen Zufluchtsort – die kleine Kerzenkammer. Man könnte sie auch die Dunkelkammer Gottes nennen, in der wie bei der alten Fotografie aus dem Negativ etwas Positives entsteht, und belichtet wird“, sagte Pater Dietmar. „Dahin kannst du dich mit deinem Dunkel verkriechen, eine Kerze anzünden, und auch da leuchten sie im Glasfenster, die 14 Nothelfer, als die, die das Dunkel mit dir aushalten.“ Und dann gibt es in der Basilika noch einen 15. Nothelfer – der heilige Antonius von Padua, der an jedem Dienstag in Vierzehnheiligen verehrt und angerufen wird. Das Altarbild zeigt den heiligen Antonius, der das Jesuskind auf dem Arm trägt. Nun wurde das Gemälde von Paul Plontke beleuchtet. Was den heiligen Antonius mit den 14 Nothelfern verbindet, ist das Jesuskind, wie Pater Dietmar erläutert. Dazu erstrahlte das Jesuskind auf dem Gnadenaltar. „Was wären die 14 Heiligen ohne das Jesuskind in ihrer Mitte. Mitunter vergessen wir bei der Anrufung der Nothelfer, dass das Jesuskind dazugehört. Diesem Kind sind die Heiligen gefolgt, als sie das Kreuz des Martyriums auf sich genommen haben“, fügte der Pater an. Nun wurde am Hochaltar die heiligste Dreifaltigkeit beleuchtet. „Hier tritt Christus für uns alle ein, damit auch wir dereinst bei ihm unser Leben mit all unseren Brüchen und unserem Gelingen bergen können und gemeinsam mit den Nothelfern“,betonte der Geistliche. Dafür solle die Basilika ein Wegweiser und ein Bild der Hoffnung sein, wie es das Leitwort für das Wallfahrtsjahr und das 250-jährige Jubiläum der Basilika sagt: „Seht, Gottes Haus auf Erden. Verborgen ist er da.“ Zum Finale erklang von der Rieger-Orgel „Ein Haus voll Glorie schauet.“ Pater Dietmar Brüggemann bedankte sich beim Basilikamesner Tobias Hartmann für die Lichtgestaltung sowie bei den Organisten Dr. Markus Blomenhofer und Georg Hagel für die musikalische Begleitung.

Bilder & Text: Gerd Klemenz

Nachruf Erwin Horn

Am 12. Januar 2022 entschlief Herr Erwin Horn im Alter von 88 Jahren daheim um die Mittagszeit friedlich und sanft in seiner Wohnung im gesegneten Alter von 88 Jahren.

Erwin Horn war von 1974 bis 1996 Mesner der Basilika Vierzehnheiligen. Schon als 9-jähriger Bub diente er dort als Ministrant und half dem damaligen Mesner Michel bei seinen Aufgaben. Nach dessen Tod übernahm er zusätzlich zu seinem Beruf als Landwirt den Dienst in der Sakristei, den er über 22 Jahre mit unermüdlichem Fleiß, vorbildlicher Hilfsbereitschaft und viel Liebe und Leidenschaft erfüllte.

Den zahlreichen Basilika-Ministranten, die er alle für ihren Dienst ausbildete, wurde er ein väterlicher Freund. Besonders die beiden großen Glocken der Basilika hatten es ihm angetan, hatte er sie vor Jahren noch selber per Hand geläutet. Auch den Blasebalg der alten Orgel hatte er früher getreten, bevor 1999 die neue Rieger-Orgel eingebaut wurde.

Über die Jahre hatte sich zu bestimmten Wallfahrtsgruppen, die durch Wolfsdorf zogen, eine innige Freundschaft entwickelt. Diese wussten schon, dass Erwin und seine Familie den Pilgern gegenüber immer spendabel und gastfreundlich waren. Daher ist es verständlich, dass auch 26 Jahre nach seiner Rente viele Wallfahrer immer noch einen persönlichen Kontakt mit Erwin und seiner Familie pflegten.

Erwin Horn war im christlichen Glauben beheimatet und hat seine Kinder und Enkel diese Freude an Gott, das Vertrauen auf seine Hilfe und die Liebe zur Kirche weitervermittelt.

Die Basilika Vierzehnheiligen verdankt Erwin viel. Man kann die vielen Stunden gar nicht zählen, die er dort zur Ehre Gottes leistete. Seine Ehefrau Bärbel, mit der er voriges Jahr noch Diamantene Hochzeit feiern konnte, stand ihm stets hilfreich zur Seite und unterstützte ihn, wo sie konnte.

In unseren Herzen werden wir uns stets gern und dankbar an ihn erinnern.

Vierzehnheiligen feiert zwei große Jubiläen

Im fränkischen Bethlehem, wie man Vierzehnheiligen wegen der Erscheinung des göttlichen Kindes 1445/46 nennt, steht in diesem Jahr ein Doppeljubiläum an. So feiert man zum einen den 250 Weihetag der Wallfahrtskirche sowie die Erhebung zur päpstlichen Basilika vor 125 Jahren, eine hohe Auszeichnung, die nur ganz wenige Kirchen auf der ganzen Welt erhalten. Den Titel einer „Basilica minor“ erhalten überall auf der Welt herausragende Wallfahrts- und Klosterkirchen. Im Erzbistum Bamberg sind es neben Vierzehnheilgen (seit 1897) der Bamberger Dom (seit 1923) sowie die franziskanischen Wallfahrtskirchen in Gößweinstein (seit 1948) und Marienweiher (seit 1993). In Deutschland tragen 78 Kirchen den vom Papst verliehen Ehrentitel „Basilica minor“. Doch wie kam es dazu, dass ausgerechnet die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen als eine der ersten Kirchen außerhalb von Rom die päpstliche Auszeichnung einer „Basilica minor“ erhielt, erklärt Guardian Pater Maximilian Wagner OFM kürzlich im Gespräch. „Dem Schriftwechsel zwischen dem damaligen Superior des Klosters Pater Johannes Capistran Ullrich und dem Erzbischof Joseph von Schork aus den Jahren 1896/97 lässt sich entnehmen, dass neben der kunsthistorischen Bedeutung der Kirche die seit 450 Jahren gepflegte Wallfahrtstradition, die für den Gnadenort gewährten Ablässe aus Rom und die zahlreich bezeugten wunderbaren Gebetserhörungen die entscheidenden Argumente waren, die letztlich den Papst überzeugten, unserer Wallfahrtskirche den Titel einer Basilika zu verleihen“. Eine Gedenktafel in der Wallfahrtskirche im Seitenschiff (links vom Gnadenaltar) erinnert an die Erhebung zur Basilika vor 125 Jahren und ordnet sie zeitlich ein. Im Jahr des Herrn 1897 fand die Erhebung der Wallfahrtskirche zur Basilika satt. Das päpstliche Breve ist auf den 2. September 1897 datiert. Beim Vierzehnheilgenfest am 8. Mai 1898 wurde diese päpstliche Ehrung offiziell verkündet und gefeiert. „Zunächst ist es ein Titel ohne Mittel. Aber es ist eine weltweite Anerkennung, dass die Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen doch etwas ganz Besonderes ist, dass sie sehenswert und unbedingt einen Besuch wert ist. Dieses Jubiläum werden wir entsprechend feiern und haben schon einige Ideen entwickelt und Termine festgelegt“, so der Guardian weiter. Den Auftakt ins Jubiläumsjahr stellt eine Nachtführung in der Basilika am 26. und 28. Januar dar. „Man kann sich die Nachtführungen nicht vorstellen, da muss man hin, um sie selber erlebt zu haben. Die Basilika verfügt seit über zehn Jahren über eine besondere Beleuchtungsanlage. In einer stockdunklen Kirche werden nur bestimmte Heilige beleuchtet und Details angestrahlt, um diese dann in den Blick zu nehmen“, erklärt Pater Maximilian auf Nachfrage. Im Mittelpunkt der ersten Nachtführung steht der „Nothelferaltar“, die „Altäre in der Basilika“ (am 23. und 25. Februar) sowie das „Deckengemälde in der Basilika“ (16. und 18. November) sind die weiteren Führungen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Am 23. April, dem Tag der Grundsteinlegung, ist um 18 Uhr ein Glocken-Konzert geplant. Im Rahmen einer Vortragsreihe finden verschiedene Veranstaltungen jeweils um 14 Uhr in der Basilika statt. So referiert am 19. Juni Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold zum Thema: „250 Jahre Kirchweihe und 125 Jahre päpstliche Erhebung zur Basilika – Lass fest auf diesem Grund uns stehn zu aller Stund‘“. Am 17. Juli findet der Vortrag von Benediktinerpater Dr. Anselm Grün OSB, Münsterschwarzach zum Thema: „Wenn Wunden zu Perlen werden“ statt. Der Kunsthistorikers Dr. Peter Ruderich referiert am 31. Juli zum Thema: „Aus ew‘gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand“. Pater Dr. Damian Bieger OFM (Provinzbeauftragter für Geschichte und kulturelles Erbe) hält am 25. September den Vortag zum Thema: „Haus auf dem Berg. Das staatseigene Kloster Vierzehnheiligen von der Gründung 1839 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990“. Das Doppeljubiläum wird jeweils mit einem Festgottesdienst gefeiert. So hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zu „125 Jahre Basilica minor“ am 4. September bereits zugesagt. Für die Feierlichkeiten zu „250 Jahre Kirchweih“ am 18. September besucht der päpstliche Nuntius Nikola Eterovic den Gottesgarten am Obermain. „Nach dem Festgottesdienst ist ein Sommerfest auf dem Basilikaplatz geplant. Dazu braut die Brauerei Trunk ab Mitte September ein spezielles Jubiläumsbier“, verrät der Franziskanerpater.

Text & Bilder: Gerd Klemenz
Stand: Jan. 2022

Dekanatswallfahrt nach Vierzehnheiligen

Ein Zug von über 70 Frauen und Männer aus dem Dekanat Coburg machte sich am frühen Samstagabend unter dem Motto „Gott gab uns Atem“ auf den Weg vom Seubelsdorfer Kreuz zur Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen. Dort zelebrierte Dekan Lars Rebhan aus Marktgraitz den Wallfahrtsgottesdienst, der in diesem Jahr auch im Internet per Videoclip mitverfolgt werden konnte. Nachdem im letzten Jahr der Gottesdienst noch von TV Oberfranken per Livestream übertragen wurde, entschied man sich diesmal für diese Lösung. Eva Russwurm, ehrenamtliche BDKJ-Diözesanvorsitzende, kümmerte sich um das Vorhaben und wie sich zeigte ist es ihr sehr gut gelungen. „Im zweiten Lockdown haben wir uns mit einigen Jugendlichen aus dem Seelsorgebereich Frankenwald überlegt, wie wir Kirche und Gottesdienst für viele Personen zur Verfügung stellen können, vor allem, wenn in den Gotteshäusern nicht alle Menschen Platz finden. Vor allem ging es dabei um die Gottesdienste an Weihnachten, die Entsendung der Sternsingerinnen und Sternsinger oder die Adventskonzerte. Daraufhin ist der YouTube-Kanal „Seelsorgebereich Frankenwald“ entstanden“, erzählte Eva Russwurm. Mit erprobter Technik konnte also der Gottesdienst zur Dekanatswallfahrt aus Vierzehnheiligen live übertragen werden. Als Bildquelle dienten die festinstallierten Kameras in der Basilika, zur Übertragung des Tons wurden eigene Funkmikrophone und ein festinstalliertes Raummikrophon für das Orgelspiel genutzt. „Die größte Herausforderung bildet die Übertragung durch das vorhandene Internet in den Kirchen. Oft wird das vorhandene Mobilfunknetz genutzt und über LAN-Kabel in die Kirche übertragen. Zur Veranschaulichung und Beteiligung der Zuschauerinnen und Zuschauer werden Liednummern und Evangelium- sowie Lesungstexte eingeblendet. Am Computer verfolgt immer ein Techniker oder eine Technikerin die Qualität der Übertragung und übernimmt die Einblendungen und Steuerung. Damit kann sich das Ergebnis sehen lassen“, so Eva Russwurm. Der Stream ist auch weiterhin über den YouTube-Kanal des Seelsorgebereichs Frankenwald unter „Gottesdienst zur Dekanatswallfahrt des Dekanats Coburg nach14-Heiligen“ verfügbar und kann angeschaut werden. Den Wallfahrtsgottesdienst bereicherte Georg Hagel musikalisch an der Rieger-Orgel. In seiner Predigt ging Dekan Rebhan auf das Leitwort der Wallfahrt ein. „Gott gab uns Atem, damit wir leben“, so beginnt ein Lied von Fritz Baltruweit, das mittlerweile 40 Jahre alt und im Gotteslob zu finden ist. Im Anschluss an die Predigt wurde dies gemeinsam gesungen. Es greift darauf zurück, wie Gott alle Geschöpfe ins Dasein ruft und dem Menschen den „Atem des Lebens“ einhaucht. „So wird der Mensch zu einem geistig-leiblichen Wesen. Das Wort, das die Bibel im Buch Genesis verwendet ist „Nefäsch“, lebendiges Wesen. Die Erzählung scheint ganz archaisch von einem Tonklumpen zu reden, der durch Gottes Atem be-seelt wird. Doch die Denkweise des ersten Testaments kennt noch nicht diese Trennung von Leib und Seele, die später hineingelesen wird. Vielmehr scheint diese „Nefäsch“ etwas ganz Neues zu sein– etwas wo Himmel und Erde sich berühren, verbinden, die Erde und Gottes Geist“, so Dekan Rebhan. Rebhan erzählte von seinem Weihekollege Dekan Michael Pflaum, der sich lange mit einer asisatischen Meditationsform dem Chigong beschäftigte. „Auch da kommt das zum Ausdruck in verschiedenen Atemübungen: So gibt es die Übung, mit den Händen den Atem zu begleiten und das Ausgestrecktsein zwischen Himmel und Erde körperlich zu spüren“. „Um den Bogen noch zum Evangelium zu spannen, können wir auch hier diesen Hauch, diesen Atem Gottes entdecken. Indem Jesus seine Jünger anhaucht und ihnen sagt „Empfangt den heiligen Geist“. Er knüpft an den Atem Gottes, der uns leben lässt, und verbindet und verstärkt ihn noch einmal mit einem Sendungsauftrag. `So wie der Vater mich gesendet hat, so sende ich euch !´ Jesus erneuert und verstärkt Gottes Lebensatem, und das neue Testament nennt es `Heiligen Geist´. Das Lied von Fritz Baltruweit „Gott gab uns Atem“ drückt das dann aus“, so der Dekan zum Schluss. Nach einer Stärkung am Wallfahrtsort verließen die Frauen und Männer bei Einbruch der Dunkelheit die Basilika und machten sich in einer beeindruckenden Lichterprozession auf den Rückweg zum Seubelsdorfer Kreuz. Hier endete die diesjährige Dekanatswallfahrt mit dem Lied „Segne du Maria“. Dekan Rebhan bedankte sich bei allen, die zum Gelingen der Wallfahrt beitrugen. Als Vorbeter fungierten Heidi Stehl, Claudia Ruß, Veronika Fath und Georg Lohneis. Der Pilgerzug wurde musikalisch von der Blaskapelle Marktgraitz bereichert.

Text & Bilder: Gerd Klemenz
Stand: Okt. 2021