Geschichte der Orgel
Am Kunigundentag (3. März) des Jahres 1835 gingen – durch einen Blitzeinschlag verursacht – die beiden Türme, der Dachstuhl und die erste Orgel in Flammen auf. Diese Orgel war wohl eine Vereinigung aus der ersten Hauptorgel mit der Nebenorgel – beide von Georg Ludwig Krämer von Bamberg (1730 – 1790) durch den Orgelbauer Anton Dressel von Hollfeld (1816). Nach dem Brand vergingen noch zehn Jahre, bis sich eine neue Lösung herausschälte. Dem günstigsten Angebot der Firma Augustin Bittner aus Nürnberg wurde der Zuschlag gegeben. Dieser stellte im Jahre 1848 um 5.600 fl nicht nur das Orgelwerk mit 39 Registern auf zwei Manualen und Pedal her, sondern besorgte auch selbst die Bildhauer-, Lackier- und Vergoldungsarbeiten am Gehäuse um weitere 1.167 fl.
Zwanzig Jahre danach beauftragte das Franziskanerkloster den einstigen Mitbewerber Ludwig Weineck aus Bayreuth mit einem größeren Umbau der Orgel um 2.200 fl, der jedoch keinen wirklich befriedigenden Erfolg erbrachte (1870). Schon 1894 war die Orgel wieder unbrauchbar geworden. Durch die Oettinger Orgelbaufirma Steinmeyer erfolgte 1905 unter Verwendung des alten Pfeifenwerks ein technischer Neubau (Röhrenpneumatik) und eine Erweiterung auf drei Manuale und 42 Register. 1951 hellte man den als überholt betrachteten romantischen Klang im Sinne des „Neobarock“ auf; dabei wurde die Röhrenpneumatik beseitigt und statt dessen auf elektrische Ton- und Registersteuerung umgebaut, die Disposition mit hellen Registern auf 60 Stimmen erweitert.
Im Jahre 1962 entschlossen sich die Verantwortlichen der Basilika, den 2-geschoßigen Mittelbau der Prospektfront von der F. Augustin Bittner wegen des dahinter stehenden Fensters um ein Geschoss zu erniedrigen. Man verwendete dabei das Gehäuseteil des Positives mit der Uhr und beseitigte die Front des Hauptwerkes.Nach langjährigen Überlegungen rang sich die Kirchenverwaltung zu einem ganz neuen Orgelwerk unter Beibehaltung des (reduzierten) Gehäuses von 1848 durch.
Am Sonntag, 13. Sept. 1998, verabschiedete sich die nur noch teilweise spielbare Orgel, die genau 150 Jahre lang in ihrer Grundsubstanz ihren Dienst getan hatte, mit einem letzten Konzert. Am nächsten Tag begann der Abbruch. Die ehemalige Orgel steht jetzt im Orgelmuseum Schloss Valley bei Holzkirchen.
Am 26. September 1999 konnte Erzbischof Dr. Karl Braun die von der Vorarlberger Orgelbaufirma Rieger (Schwarzach bei Bregenz) gebaute neue Hauptorgel (69 Register auf 4 Manualen und Pedal) feierlich einweihen. Die beiden unteren seitlichen Fenster der Orgelempore, die nach dem Brand aus Sicherheitsgründen zugemauert worden waren, ließ das Amt für Denkmalpflege wieder frei legen, so dass nunmehr die originale Transparenz von Balthasar Neumann wieder zur Geltung kommt.
Aus liturgischen Gründen ließ das Franziskanerkloster Vierzehnheiligen 1986 eine fahrbare Chororgel von der Orgelbaufirma Eisenbarth aus Passau mit 13 klingenden Registern auf 2 Manualen und Pedal erbauen; sie steht im südlichen Querhaus der Basilika.
Aufbau
Direkt in der Mitte über dem Spielschrank befinden sich die Windladen und Pfeifen des Hauptwerks, eingeschlossen von den beiden Pedaltürmen. Hinter dem Hauptwerk steht der große Schwellkasten des Rècit expressiv, das Besondere daran ist, dass Schwellen und Schwellkästen nicht wie üblicherweise aus Massivholz gebaut, sondern mit Quarzsand gefüllt sind, um eine höhere Toneindämmung zu erreichen. Es handelt sich um ein typisch französisches Schwellwerk, reich besetzt mit Lingualregistern. Auf den Schwellkasten wurde als Krönung das gesamte Bombardwerk gebaut: Die horizontalen Chamaden 16′, 8′ und 4′ sind direkt auf den Hochaltar gegenüber ausgerichtet, samt den handgegossenen Messingglocken des Glockenspiels. Hinter den Pedaltürmen befinden sich die Schwellkästen des geteilten Positivs, die Kleinste Pfeife, das hahe c des Sifflets 1′ ist gerade einmal fünf Millimeter lang.
Links und rechts des Schwellwerks befinden sich die großen, teils aufgerollten Pfeifen des Untersatzes 32′ und der Kontrabombarde 32′ (die tiefsten Pfeifen sind ca. zehn Meter lang und erreichen mit etwa 16 Hertz die untere Hörgrenze). Neben dem Schwellwerk befindet sich auch der geteilte Schwellkasten des ebenfalls schwellbaren Positivs. Der Prospekt der Orgel ist zwar der alte, das Gehäuse samt der kompletten Technik wurde jedoch völlig neu installiert. Das frühere Gebläse saugte feuchte und kalte Luft aus dem Nordturm an, dies trug dazu bei, dass das Material der alten Orgel kaum noch verwendbar war. Um dies bei der neuen Orgel zu vermeiden, wurde die Orgelwindanlage unter dem Rècit installiert. Der Spieltisch hat insgesamt 89 Registerzüge (68 für die Register, 3 für Tremulante und für das Glockenspiel, und 18 Züge für die elektrischen Koppeln.) Außerdem kann man mit magnetischen Kopplungen einen zweiten Spieltisch anschließen.
(Über den Aufbau Auszug aus Wikipedia)